10.11.25 – Frieden lernen

Impuls

FRIEDEN LERNEN UND AUS IHM LEBEN - Ein Impuls von Kirchenpräsidentin Christiane Tietz

Bibelvers

Johannes 14,27

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.

Impuls

Wonach sehnen Sie sich in diesen Tagen? - Ich sehne mich nach friedvollen Nachrichten – nach Nachrichten, die endlich hoffen lassen: auf ein Ende von Krieg und Gewalt in der Ukraine, im Nahen Osten und an so vielen Orten dieser Welt. Stattdessen werden die Nachrichten schlimmer. Wie gelingt es, nicht zu verzweifeln?
Schon in früheren Zeiten haben Menschen ihre Sehnsucht nach Frieden auf Gott ausgerichtet. Von ihnen will ich lernen. Sie suchten einen Frieden, der tiefer reicht als der nur allzu verständliche Wunsch nach der Abwesenheit von Gewalt. Jesus sagt:

„Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“

Meiner Sehnsucht nach Frieden begegnet Jesus mit dem Geschenk seines Friedens. Was kann das bedeuten in dieser Welt, die trotz dieser Zusage Jesu doch immer noch friedlos ist?  Manche sagen, der Friede Jesu sei eine innere Ruhe in aller Friedlosigkeit. Diese innere Ruhe gehört sicher dazu. Aber die Gefahr ist groß, dass aus dem Wunsch nach innerer Ruhe ein „Lass mir meinen Frieden“ wird, das auf Kosten anderer geht – auf Kosten von Gerechtigkeit, Freiheit und Wahrheit. Jesu Frieden ist mehr als innere Ruhe. Er führt aus der Angst hinaus. Jesus schenkt einen Frieden, der unser Herz nicht erschrecken und verzagen lässt – und der ins angemessene Handeln führt.
Denn im biblischen Verständnis ist Frieden auch mehr als das Verstummen von Waffen. Zum Frieden gehören Gerechtigkeit und Freiheit. Nur wo Menschen frei sind und gerechte Lebensbedingungen haben, kann wahrer Frieden wachsen. Jesu Frieden ruft uns heraus – hinein in die Verantwortung, unverdrossen auf einen Frieden hinzuarbeiten, der Freiheit bedeutet und Gerechtigkeit für alle.

Aktionsvorschlag

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und denken Sie darüber nach:
Wie und wo arbeiten Sie derzeit an einem Frieden der Freiheit und Gerechtigkeit zum Ziel hat?

Ein Impuls von:
Prof. Dr. Christiane Tietz
Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

         

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

Komm, Frieden, lass dich wecken,  
hilf uns heraus aus Krieg und Leid.  
Komm, Frieden, lass dich wecken,  
beende allen Streit.  

1.Denn uns ist angst und bange  
um diese eine Welt!  
Wir sehn, wie einstmals Schönes  
In Trümmern liegt, zerfällt.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

2. Wir sehen Menschen weinen,  
vertrieben, auf der Flucht –  
und möchten Hoffnung säen,  
die blüht zu reicher Frucht.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

3. Wir hörn und sehen Drohnen;  
Krieg: Klinisch und eiskalt.  
Dahinter stecken Menschen –  
Wer stoppt sie, zwingt zum Halt?  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber  

Lesung

Johannes 14, 27-31

27 Zum Abschied schenke ich euch Frieden:
Ich gebe euch meinen Frieden.
Ich gebe euch nicht den Frieden,
wie ihn diese Welt gibt.
Lasst euch im Herzen keine Angst machen
und lasst euch nicht entmutigen.
28 Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe:
›Ich gehe fort, aber ich komme zu euch zurück.‹
Wenn ihr mich wirklich liebt,
dann müsst ihr euch doch darüber freuen,
dass ich zum Vater gehe:
Der Vater ist größer als ich.
29 Ich habe euch das schon jetzt gesagt,
bevor es geschieht.
Denn so werdet ihr zum Glauben kommen,
wenn es dann geschieht.
30 Ich werde nicht mehr viel mit euch reden.
Denn der Herrscher dieser Welt ist schon unterwegs.
Er hat keine Macht über mich.
31 Aber dies geschieht, damit diese Welt erkennt,
dass ich den Vater liebe.
Darum handle ich so,
wie es mir mein Vater aufgetragen hat.
Steht auf!
Wir wollen von hier weggehen!«

Gedanken

Frieden lernen

Vor ein paar Tagen sah ich einen Bericht über das Lager Al Hol, im Nordosten Syriens, in dem Tausende Dschihadisten aus aller Welt interniert sind. 30 Prozent der Gefangenen sind Kinder. Man spricht davon, dass dort eine neue Generation von radikalen Islamisten heranwachse. Hass und Wut können tief in die Seelen der inhaftierten Kinder eindringen, da das soziale Umfeld in erster Linie aus fundamentalistischen Eltern besteht, die meist ohne Schulbildung aufgewachsen sind.
Der Pädagoge, Philosoph und evangelische Theologe Johan Amos Comenius, dessen Leben bestimmt war durch die Wirren des 30-¬jährigen Krieges (1618 – 1648), sah den Ausweg „aus dem verkehrten Zustand der Menschen“ wie er es nannte, in der Macht der Erziehung. Er forderte öffentliche Schulen für Alle, ungeachtet der gesellschaftlichen Schicht, der Besitzverhältnisse und des Geschlechts.
Jeder Mensch kann gefördert werden. Seinen Kritikern entgegnete er: „Wenn sie sagen, dass man nicht aus jedem Holz einen Löffel schnitzen könne, so antworte ich: Aber aus jedem Menschen kann ein Mensch werden, wenn nicht einer auftritt, der die Sache verdirbt“.
Die Reformen, die Comenius vorsah, waren nicht einfach umzusetzen. Getragen und gestärkt von der Zusage des göttlichen Friedens verfolgte er aber mit Optimismus seinen Weg. Welch ein hoffnungsvoller Weckruf!

(Dr. Barbara Lässig-Lick, Ärztin i.R., ehemalige Kollegiatin des Comenius Kollegs Mettingen)

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

4. Wir kennen die Despoten,  
die herzlos rekrutiern.  
Hilf uns, sie zu enttrohnen,  
sie solln die Macht verliern.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

5. Die Kraft, die uns beflügelt,  
ist unsres Gottes Wort.  
Es segnet Friedensstifter  
weltweit, an jedem Ort.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber

Gebet

Eine Stimme

Gott, wir bitten um Frieden in (...), in (...), in (…).
So viele Kriege gibt es in der Welt.
Sei bei den Verwundeten.
Nimm die Toten zu dir.
Wecke den Frieden.

Wir bitten für die Völker der Welt:
Stärke gemeinschaftliches Handeln zum Wohl der Menschen.
Wecke den Geist für Friedensverhandlungen statt Waffen.

Eine Erde hast du uns gegeben.
Wir sind nicht allein auf ihr,
Wir bitten für die Tiere und Pflanzen,
belebte Materie, Wasser, Luft und Wind.

Und für uns, kleiner Teil des großen Ganzen,
bitten wir um Zukunft und Umkehr.
Bewahre uns Gott, in Zeit und Ewigkeit.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

"Liebe regiert"

Liebe regiert

Diese Stadt öffnet uns die Tür, damit aus Hass Liebe wird,
in dieser Stadt finden wir zu Dir, indem wir echte Freundschaft spüren.
Auf dem Friedensweg trotz Gegenwind, jede Stufe ein Schritt Richtung Gleichgewicht,
weil der Glaube uns trägt, wird aus Dunkel Licht, ebnest uns den Weg.


Frieden, der uns hält, empfangen wir von Dir, jenseits aller Grenzen,
aus Du und Ich wird Wir.
Gerechtigkeit, die zählt, egal, was auch passiert,
zusammen wirken, lernen mit Dir,
und Liebe regiert und Frieden triumphiert.


In dieser Zeit, in der wir uns verlieren,
die Wunden verheilt, doch die Herzen frieren.
In dieser Stadt stehen wir zu Dir, damit aus Krieg Frieden wird.
Auf dem Friedensweg trotz Gegenwind, jede Stufe ein Schritt Richtung Gleichgewicht.
Weil der Glaube uns trägt, wird aus Dunkel Licht, ebnest uns den Weg.


Frieden, der uns hält, empfangen wir von Dir, jenseits aller Grenzen,
aus Du und Ich wird Wir.
Gerechtigkeit, die zählt, egal, was auch passiert,
zusammen wirken, lernen mit Dir,
und Liebe regiert und Frieden triumphiert.
Liebe regiert, Frieden triumphiert.


Frieden, der uns hält, empfangen wir von Dir, jenseits aller Grenzen,
aus Du und Ich wird Wir.
Gerechtigkeit, die zählt, egal, was auch passiert,
zusammen wirken, lernen wir mit Dir.
Und Liebe regiert.

 

Text und Musik: Doreen Avci / Frederik Bulthaup
aus "Komm, wir sing’n für den Frieden, 8 Friedensorte – 8 Friedenslieder"
www.friedensorte.de