13.11.23 – Gerechtigkeit

Impuls

GERECHTIGKEIT - Ein Impuls von Friedensforscherin Simone Wisotzki

Bibelvers

Jesaja 32,17

Und der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird Ruhe und Sicherheit sein auf ewig.

Impuls

Dieser Bibelvers kommt mir als Friedens- und Konfliktforscherin nicht leicht über die Lippen. Ich denke sofort an die vielen Menschen, die im Krieg oder gewaltvollen Verhältnissen leben. Natürlich denken wir momentan vor allem an den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Menschen, die dort leben und ihr Land verteidigen. Aber ich denke auch an die vielen anderen Menschen, die auf der Flucht vor innerstaatlichen Konflikten beispielsweise gegenwärtig im Sudan sind. Ich denke aber auch an die Menschen, für die kein Frieden herrscht, weil sie in ungerechten Verhältnissen leben, also in Armut, Arbeitslosigkeit oder in Angst vor der eigenen Regierung, wie gegenwärtig im Iran.

Für mich als Friedens- und Konfliktforscherin stellt sich unmittelbar die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Frieden und Gerechtigkeit. So ist Frieden ein Prozess aus abnehmender Gewalt und zunehmender Gerechtigkeit. Ein idealer Frieden ist also ein weiter Weg, aber der Prozess erscheint nicht unmöglich. Frieden lässt sich zunächst ganz einfach als Abwesenheit von physischer Gewalt definieren. Das bedeutet, dass das Land keinen Krieg führt oder auch im Land selbst kein mit Waffen ausgetragener Konflikt stattfindet. Aber es geht eben auch um Gerechtigkeit, um gesicherte wirtschaftliche, politische und soziale Verhältnisse für alle Menschen weltweit. Es geht um die Möglichkeit der Teilhabe am gesellschaftlichen Zusammenleben, um die Anerkennung und Toleranz der Verschiedenheit von Menschen und eine gerechte Verteilung von Wohlstand. Konflikt fängt ganz oft über Sprache an – von daher ist das Einander-Zuhören und das Aushalten von Unterschieden ein ganz wichtiger Beitrag zum friedlichen Miteinander.

Ein Impuls von:
Dr. habil. Simone Wisotzki
PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung

Aktionsvorschlag

Achten Sie heute in Gesprächen auf sich selbst. Üben Sie langsam darin zu sein, Widerworte zu geben. Versuchen Sie gründlich zuzuhören und wirklich zu verstehen, was Ihnen Ihr Gegenübern sagen will. Fragen Sie nach um genau zu verstehen. Halten Sie Ihre eigenen Gedanken so lange zurück, bis Sie ganz sicher sind, dass die Botschaft des Gegenübers Sie erreicht hat.

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: Im Namen des dreieinigen Gottes sind wir beisammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 121

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 121. Psalms:

Alle

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.

Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.

Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!

Lied „Sicher nicht – oder?“

1. Jesu, geh voran, auf der Lebensbahn.
Weise du uns durch die Tage
wie komplex auch scheint die Lage.
Dass man sicher sei: du bist mit dabei.

2. Zu Gott bitten wir: Frieden gib uns hier.
So viel Angst, Zorn, Hass und Leiden
sehen wir in diesen Zeiten.
Sind wir ohne dich, sind wir sicher nicht.

3. Mach uns stark und wach gegen Ungemach.
Mögest du, Gott, uns erlösen
Von lethargisch trägem Dösen.
Alles gleichgültig? Vor dir sicher nicht!

Melodie: Jesu, geh voran.
Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023

Lesung

Jesaja 32, 17

Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird Ruhe und Sicherheit sein auf ewig. 


Gedanken

In der aktuellen politischen Entwicklung ist zu hören, dass wir ohne Waffen, ohne Aufrüstung und ohne Handelsschranken nicht sicher seien. Dafür werden Milliardenbeträge investiert, die anderswo, etwa in den Schulen, in den Krankenhäusern, in den armen Ländern, fehlen. Führen diese Ausgaben wirklich zu mehr Sicherheit oder bedarf es nicht ganz anderer Rahmenbedingungen, um Sicherheit zu erreichen? Bei Jesaja ist Gerechtigkeit das Schlüsselwort. Das Wort Gerechtigkeit erweckt in mir Vorstellungen von gerechtem Miteinander, beispielsweise faire Handelsbeziehungen zwischen den Ländern des globalen Südens und den wohlhabenden Nationen, faire Erzeugerpreise für die Landwirtinnen und Landwirte sowie faire Löhne für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Billiglohnländern und die Paketdienstzusteller bei uns. Dazu gehört auch ein gerechter Ausgleich für die Folgeschäden des Klimawandels zwischen den Industrienationen und den hauptsächlich vom Klimawandel betroffenen Regionen in Asien, Afrika und Lateinamerika durch einen Dialog auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene. Dort sollten Fragen erörtert werden wie: Was sind eure Interessen? Was erwarten wir von euch? Welche Lösungen werden beiden Seiten gerecht? Wenn das gelingen würde, wäre das ein vermutlich wesentlich effektiverer und nachhaltigerer Weg zu mehr Sicherheit.

Dr. Werner Lick, Kinderarzt, Rottendorf

Lied „Sicher nicht – oder?“

4. Lass uns aufrecht steh´n, Heil und Hoffnung seh´n.
So woll´n wir nach Frieden suchen,
glauben, hoffen statt verfluchen.
Alles Dunkel bricht in der Liebe Licht.

5. Jesu, geh voran, ich folg, wie ich kann.
Du zeigst uns den Weg des Lebens,
keine Gnade ist vergebens.
Sind auch Stimmen viel: Frieden bleibt das Ziel.

Melodie: Jesu, geh voran.
Text: Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023 

Gebet

Eine Stimme

Unserer Fürbitte bringen wir vor Gott. Jede Bitte endet mit dem gemeinsamen Ruf: Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Gott, aus deinem Frieden leben wir. Ganz sicher.
Lass uns das nicht vergessen in unsicheren Zeiten.
Wir bitten für alle, denen das sichere Haus zerstört wurde, denen der Frieden geraubt ist.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt,
in unserer Gesellschaft,
in der Nachbarschaft,
in den Kirchen
und nach Frieden in uns selbst.
Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens,
Schritt für Schritt und immer wieder
mit Mut zum ersten Schritt.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

In der Stille bitten wir...

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "Jesus gib uns Menschen deinen Frieden"

Notenläufer (Auerbach/Vogtland)

Jesus, gib uns Menschen deinen Frieden

Refrain:
Jesus, gib uns Menschen deinen Frieden,
Jesus, gib uns Menschen deinen Frieden,
Jesus, gib uns Menschen deinen Frieden,
deinen Frieden auf der ganzen Welt.

1. Wir sehnen uns nach Frieden und halten ihn doch nicht ein.
Gib uns die Kraft zum Frieden, als erste versöhnlich zu sein.

2. Wir reden viel vom Frieden in dieser friedlosen Zeit,
statt neue Pläne zu schmieden ohne Hass, Konkurrent, Neid und Streit.

3. Wir bitten dich um Frieden trotz Zwist und Zerrissenheit.
Ersticke Terror und Kriege, gib uns Schutz und Geborgenheit.

4. Wir hoffen auf den Frieden trotz Hass und Feindseligkeit.
Wir setzen auf Völkerfrieden in versöhnter Verschiedenheit.

Text: Veronika Kramer
Melodie und Arrangement: Reimund Hess
©Strube Verlag