15.11.24 – Mut machende Erzählung
HINSEHEN - Ein Impuls von Fidele Mushidi
Bibelvers
Exodus 3, 7
„Ich habe das Elend meines Volkes gesehen.“
Impuls
Was kann ich für den Frieden heute tun… Ich komme aus einem Land, in dem dieses Wort immer und immer wieder erwartet wird! Das ist die Demokratische Republik Kongo. Während meines Studienabschlusses strömten über 600.000 Flüchtlinge, die vor dem Völkermord in Ruanda geflohen waren, in die Stadt Goma. Die Stadt hatte eine Bevölkerung aufgenommen, die zehnmal so groß war wie sie selbst. Auf diesen Krieg folgten mehrere regionale Konflikte, so dass Frieden und Sicherheit seit über 30 Jahren gefährdet sind. Heute gibt es in der Region Millionen Binnenvertriebene. Diese Region ist nicht die einzige. Krisen und Konflikte führen dazu, dass ganze Generationen zu einem Leben als Untermenschen verurteilt werden. Die Situation in Palästina, Israel oder in der Ukraine führt zweifellos zu Elend und Erniedrigung der Menschen. Meine ehemaligen Kollegen, mit denen ich mich regelmäßig austausche, berichten mir von ihren Erlebnissen. Obwohl es schmerzhaft ist, erleben sie täglich die Kraft Gottes. Ich und mein Haus sowie viele andere Menschen haben die mächtige Hand Gottes gesehen, jeder in seiner ganz persönlichen Art und Situation. Das hat mich zu meinem Engagement für notleidende mit Menschen hier und dort motiviert. „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen“ (Ex.3,7) spricht der Herr. Ich habe auch das Elend meines Mitmenschen gesehen.
1.) Ich werde mich verpflichten zu beten für den Frieden für die, die ihrer Würde beraubt wurden. Ich werde die korrupten Politiker anprangern, die die Medien manipulieren und die Menschen gegeneinander ausspielen. 2) Ich werde mich verpflichten mit aller Kräfte, den Frieden auf der Erde zu suchen und zu fördern. Ich möchte möglichst viele Menschen in dem Genuss eines lebenswerten gelangen. Möge Gott uns in den Herausforderungen die vor uns liegen beistehen.
Aktionsvorschlag
Nehmen Sie sich heute einige Minuten Zeit und überlegen Sie sich, wo Sie heute Elend wahrnehmen. Wie setzen Sie sich dagegen ein? Wozu verpflichten Sie sich? Schreiben Sie eine Selbstverpflichtung für die nächste Woche, den nächsten Monat...
Ein Impuls von:
Fidele Mushidi
Sozial-diakonischer Mitarbeiter / Evangelische Französisch-reformierte Gemeinde in Frankfurt a.M.
Die Andacht des heutigen Tages
Begrüßung
Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.
Wir halten inne.
Wir schauen auf das, was uns sorgt.
Wir schauen auf das, was wir hoffen.
Wir schauen auf Gott.
Psalm 85,9-14
Wir beten mit Worten des 85. Psalms
Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
Der Herr redet vom Frieden.
Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.
Amen
Lied „Erzähl mir vom Frieden"
1. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden.
Wenn wir singen und erzählen,
wird die Hoffnung uns nicht fehlen.
2. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Lieder und Geschichten,
Klang und Stille im Gebet,
das Bedrängende wird sich lichten.
Wenn wir unsre Träume teilen,
können tiefe Risse heilen.
Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664
Lesung
Deuteronomium 6, 20-22
Vielleicht wird dich dein Kind einmal fragen: »Was soll das alles, diese ganzen Vorschriften, Gesetze und Bestimmungen? Warum hat der Herr, unser Gott, sie uns befohlen?«
Wenn dein Kind so fragt, sollst du ihm antworten: »Wir waren Sklaven in Ägypten und mussten für den Pharao arbeiten. Aber der Herr hat uns aus Ägypten geführt – mit seiner starken Hand. Der Herr hat Zeichen und Wunder vollbracht.«
Gedanken
Mut machende Erzählung
„Wir waren Sklaven des Pharao in Ägypten, und der Herr hat uns mit starker Hand herausgeführt“ (5. Mose 6,21). Dies war und ist der Gründungsmythos des Volkes Israel. Näher beschrieben ist dieses Geschehen im Buch Exodus. „Gott hörte das Klagen des Volkes“, heißt es dort weiter (2. Mose 3,7ff.).
Dies sollen die Israeliten nie vergessen, mahnt Gott, und sie sollen es ihren Kindern und diese wieder ihren Kindern von Generation zu Generation weitererzählen.
Diese tröstende und Mut machende Erzählung gelangte auch zu anderen unterdrückten Völkern, unter anderen zu den aus Afrika nach Amerika verschleppten Sklaven. Die biblischen Verse wurden und werden von ihnen in vielen Liedern besungen, auch wenn die Orte ihres Leidens nicht mehr die Steinbrüche in Ägypten, sondern die Zuckerrohrfelder in Amerika waren. Aus diesen Versen schöpften sie Mut.
Gott hört auch heute das Klagen der Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung und einem ungezügelten Kapitalismus, eben von dem, was Papst Franziskus meint, wenn er sagt: „Diese Wirtschaft tötet.“ Menschen, die aus einer Sklaverei, welcher Art auch immer, befreit werden, sind dankbar, und dankbare Menschen führen keine Kriege. Kriege sind eine Folge von Verbitterung und Hass.
Mit der Aufforderung, diese Geschichte der Befreiung des Volkes Israel von Generation zu Generation weiterzuerzählen, sollte das Volk erfahren, dass Gott mit ihm ist. Die Propheten hörten nicht auf, dies zu betonen. Auch heute gibt es viel Schönes und Gutes in der Welt und viel Bemühen um den Frieden, im Großen wie im Kleinen. Das meiste davon findet keinen Platz in den großen Medien. Lasst uns davon erzählen und uns gegenseitig ermutigen.
(Pfarrer Reinhold Baumann (Comboni Missionare) aus Ellwangen )
Lied „Erzähl mir vom Frieden"
3. Wir sind hier und bringen mit:
Mut für Widerstand und Vertrauen,
dass wir mit Gottes Geist und Geduld
immer wieder Brücken bauen,
zu Gewalt und Krieg nicht schweigen,
sondern andre Wege zeigen.
Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664
Gebet
Aus deinem Frieden leben wir, Gott.
Lass uns das nicht vergessen in unfriedlichen Zeiten.
Wir bitten für alle,
deren Leben in Frieden bedroht ist durch Krieg und Gewalt.
Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt.
Lass uns einander erzählen vom Frieden,
öffne unsere Ohren zum Hören
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
In der Stille beten wir…
Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied "Bewahre uns, Gott"
Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.
Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Lied "Vaterunser"

Vaterunser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Text: Matthäusevangelium 6,9-13
Komponist: Arvo Pärt
Copyright: UNIVERSAL EDITION AG (WIEN)
Das Recht frei zu leben - Olga Karatch in Belarus und Litauen
Die belarussische Politikwissenschaftlerin Olga Karatch (Menschenrechtspreis der Stadt Weimar 2022) ist Menschenrechtsaktivistin und Leiterin der Menschenrechtsorganisation "Unser Haus" (Nash Dom). Sie ist seit mehr als 20 Jahren im Netzwerk der Menschen- und Bürgerrechte aktiv, das in ihrem Land vom Lukaschenko-Regime unterdrückt wird. Sie wurde mehrfach inhaftiert und auch gefoltert; auf der KGB-Website wird ihr Name auf der Liste der Terroristen veröffentlicht. Heute lebt sie im Exil in Vilnius, Litauen, von wo aus sie ihre wichtige gewaltfreie Arbeit fortsetzt. Im Podcast erzählt Olga von der aktuellen Situation in Belarus, ihrem Engagement für Demokratie und warum sie sich heute auch für das Recht einsetzt, nicht in den Krieg ziehen zu müssen.
Informationen zur Arbeit von „Unser Haus“ sind zu finden unter: https://news.house/de
Eine Bericht zur Verurteilung von Olga Karatch um Juli 2024 findet sich unter anderem hier:
https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/mitte-thueringen/weimar/menschenrechte-preis-aktivistin-karatch-belarus-urteil-100.html