20.11.24 – Alles „sehr gut“

Impuls

TEILHABE GEWÄHREN - Ein Impuls von Landesbischof Tobias Bilz

Bibelvers

Rut 2, 14

„Komm, und iss vom Brot.“

Impuls

Kleingeld drückt im Portmonee, besonders wenn man es als Mann in der Gesäßtasche trägt. Aber auch in Jackett oder Mantel ist es nicht besser. Die Innentasche an der Brust beult aus.
Wie wäre es, sich leichtfertig vom Hartgeld zu befreien, wenn man auf der Straße angebettelt wird? Natürlich nervt es, besonders in der Stadt an belebten Stellen. Manche sitzen nur da, halten den Hut auf oder stellen einen Pappbecher aufs Pflaster. Man kann doch nicht immer geben. Das stimmt.
Aber ein waches Gespür für das Völlegefühl im Hartgeldfach könnte den Impuls geben. Ein wenig Übung für die eigene Großzügigkeit gemeinsam mit dem Bedürftigen. Ohne Belehrung, Hintergedanken oder Kalkül. Könnte das der erste Schritt für Größeres sein?
Die Bibel erzählt von einem Mann, der freigiebig war und Freude hatte, Gutes zu tun. Vielleicht war Rut schön anzusehen. Vielleicht hatte sich Boas ein wenig verliebt. Vielleicht hat sie ihn aber auch dadurch beeindruckt, dass sie sich nicht zu schade war, hinter den Erntehelfern aufzulesen, was heruntergefallen war, um sich und ihrer Schwiegermutter das Auskommen zu sichern. Die Erzählung aus dem biblischen Buch Rut lässt es offen. Boas wollte sie jedenfalls schützen als junge Frau und weitläufig Verwandte in einem fremden Land. Gleiche Rechte? So weit ging er nicht. Aber er gewährte ihr mehr als damals normal war. Er ließ sie nicht nur auf seine Felder, er lud sie auch zu seinen Mägden und Knechten zum Essen ein. „Komm und iss vom Brot!“ (Rut 2,14.) Und sie aß und wurde satt und ließ noch übrig. Das liest sich ganz einfach und hat doch eine so große Wirkung.
Immer entsteht Überfluss, wenn Menschen unbedarft teilen. Ein merkwürdiges Phänomen, das mit logischer Arithmetik nicht zu erklären ist. Es muss damit zu tun haben, dass ein Mehrwert entsteht, wenn Menschen sich im Abgeben und Teilen begegnen. Sogar die Empfangende hat noch übrig.
Buß- und Bettag – manchmal reut es mich, achtlos vorbeigegangen zu sein. Ich finde auch 1.000 Gründe, warum ich mein Portmonee heute nicht öffne oder eine Spendenbitte entsorge. Manchmal ärgere ich mich danach: Es könnte eine verpasste Chance gewesen sein, weil ich auch am Reichtum für mein Leben vorbeigehe, wenn ich Begegnung verweigere und Teilhabe nicht gewähre.
„Komm und iss vom Brot!“ – das ist nicht nur eine Einladung zum Essen. Es ist eine Chiffre für einen Lebensstil der Offenheit und Gastfreundschaft.

Aktionsvorschlag

An wem gehen Sie manchmal vorbei? Wem wollen Sie sich heute zuwenden?

Ein Impuls von:
Tobias Bilz
Landesbischof / Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

        

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

1. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden.
Wenn wir singen und erzählen,
wird die Hoffnung uns nicht fehlen.

2. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Lieder und Geschichten,
Klang und Stille im Gebet,
das Bedrängende wird sich lichten.
Wenn wir unsre Träume teilen,
können tiefe Risse heilen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Lesung

aus Genesis 1 (alternativ kann das ganze Kapitel gelesen werden)

Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über dem Urmeer. Über dem Wasser schwebte Gottes Geist. Gott sprach: »Es soll Licht werden!« Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war, und Gott trennte das Licht von der Finsternis. Er nannte das Licht »Tag« und die Finsternis »Nacht«. Es wurde Abend und wieder Morgen – der erste Tag.
Gott sprach: »Ein Dach soll sich wölben mitten im Urmeer! Es soll das Wasser darunter von dem Wasser darüber trennen.« Und so geschah es. Gott machte das Dach und trennte das Wasser unter dem Dach von dem Wasser über dem Dach. Gott nannte das Dach »Himmel«. Es wurde Abend und wieder Morgen – der zweite Tag.
Gott sprach: »Das Wasser unter dem Himmel soll sich an einem Ort sammeln, damit das Land sichtbar wird!« Und so geschah es. Gott nannte das Land »Erde« und das gesammelte Wasser »Meer«. Und Gott sah, dass es gut war.

Gedanken

Alles „sehr gut“

„Und Gott sah, dass es gut war.“ – So heißt es in den meisten Übersetzungen. Die Grammatik des Bibelhebräisch jedoch kennt keine Zeiten, nur Zeitempfindungen. Deswegen übersetze ich lieber: „Und Gott sah, dass es gut ist.“ Oder ist es heute etwa nicht mehr gut, dass es Licht gibt im Gegensatz zur Dunkelheit, oder die Einteilung von Zeit in Tage, Monate, und Jahre? Profitieren wir nicht nach wie vor von den Gaben und Gütern des Erdbodens, die er jedoch nur hervorbringen kann, wenn auch genügend Wasser zur Verfügung steht? Könnten wir leben ohne Samen und Früchte? Nutzen wir nicht täglich Sonne, Mond und Sterne? Und was wäre unser Dasein ohne die Tierwelt? – Und dann erschuf Gott uns, die Menschen als Sein Abbild, als Mann und als Frau. Damit ist der Schöpfungsakt an sich abgeschlossen, und Gott, der Schöpfer, bestätigt, dass alles sogar „sehr gut“ ist. – Wie könnte ich diese überaus positive Feststellung Gottes anzweifeln, indem ich sage: „Und Gott sah, dass es gut war“? - Gottes Schöpfung ist gut! – Ist es nicht der Mensch selbst, der Unfrieden und Unordnung in diese von Gott so gut geschaffene Schöpfung bringt? - Gott hat sie angelegt auf Dualität und Fortpflanzung, ER hat sie gesegnet, und wünscht ihr nichts mehr als Harmonie, Ruhe und Frieden. Am sechsten Tag hat Gott dieses Sein Werk vollendet. Noch nicht ganz! Denn die Krönung, das größte Vermächtnis mit der Möglichkeit für inneren wie äußeren Frieden schenkt Gott Seinen Geschöpfen am siebten Tag im Schabbat, jenem Ruhetag, der für Mensch und Tier gleichermaßen gilt, und den die Christen als ihren Sonntag übernommen haben.

(Sonja Weise, Prien am Chiemsee)

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

3. Wir sind hier und bringen mit:
Mut für Widerstand und Vertrauen,
dass wir mit Gottes Geist und Geduld
immer wieder Brücken bauen,
zu Gewalt und Krieg nicht schweigen,
sondern andre Wege zeigen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Gebet

Eine Stimme

Aus deinem Frieden leben wir, Gott.
Lass uns das nicht vergessen in unfriedlichen Zeiten.
Wir bitten für alle,
deren Leben in Frieden bedroht ist durch Krieg und Gewalt.

Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt.
Lass uns einander erzählen vom Frieden,
öffne unsere Ohren zum Hören
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

In der Stille beten wir…

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "Wir sind gesegnet"

Micha Lokalgruppe Dresden

Wir sind gesegnet (diese Welt zu segnen).

Bring Frieden statt Furcht, Herr
Bring Leben statt Tod
Den Himmel zur Erde
Und Hoffnung in Not
Gib Liebe statt Lust, Herr
Und Zuflucht im Leid
Schenk Freude für Tränen
Versöhnung im Streit
An deiner Seite dürfen wir es sehn:
Dein Königreich bricht an

Refrain: Wir sind gesegnet, diese Welt zu segnen
Geliebt zu lieben, wo die Liebe fehlt
Wir sind verwandelt, etwas zu verändern
Wir sind befreit als deine Hände für die Welt

Gib Flüchtlingen Heimat
Gefangene mach frei
Schenk Wertlosen Würde
Mach Haltlose heil
Bring Worte des Lebens
Wo Sünde ist, Sinn
Gieß Wahrheit auf Lügen
Geduld auf Gewinn
Aus den Armen willst du das Ebenbild
Des Friedenskönigs baun

Refrain: Wir sind gesegnet, diese Welt zu segnen
Geliebt zu lieben, wo die Liebe fehlt
Wir sind verwandelt, etwas zu verändern
Wir sind befreit als deine Hände für die Welt

Herr, wir rufen zu dir
Gib uns neue Kraft
Füll dies Haus mit echter Leidenschaft

Refrain: Wir sind gesegnet, diese Welt zu segnen
Geliebt zu lieben, wo die Liebe fehlt
Wir sind verwandelt, etwas zu verändern
Wir sind befreit als deine Hände für die Welt

Gib Weitsicht für Wachstum
Gemeinschaft statt Gier
Vergebung für Schulden
Bei uns wie bei dir
Schenk Weisheit für Fortschritt
Beende die Hast
Bau dein Reich unter uns, Herr
Mit heilender Kraft
Mit jedem Herzschlag, in jedem Angesicht
Begegnest du uns, Herr

 

Text: Mischa Marin

Musik: Andy Flannagan.

Wir sind gesegnet (diese Welt zu segnen). O: Heaven to earth (We are blessed).

Geschichte

Vom Racheplan zur Traumabegleitung - Maria Biedrawa in Malawi

Die Sozialpädagogin, Fachkraft für Friedensarbeit und Logo- und Traumatherapeutin Maria Biedrawa (Internationaler Bremer Friedenspreis 2024) berichtet von einer Tagung über gewaltfreie Konfliktlösung in einem Camp für Geflüchtete in Malawi. Sie erzählt, wie ein gefolterter und geflohener Menschenrechtsaktivist Rachepläne schmiedet, als er seinen Folterer im Camp wiedertrifft…

Für ihre Arbeit wurde Maria Biedrawa 2024 mit dem Internationalen Bremer Friedenspreis, in der Kategorie „Wegweisende Friedensarbeit“, ausgezeichnet. Weitere Infos sind auf der Homepage der Stiftung „Die Schwelle“, die sich für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung einsetzt:
https://dieschwelle.de/friedenspreis-2024/wegweisende-friedensarbeit