21.11.23 – Weisheit

Impuls

Weisheit - Ein Impuls von Dr. Eva Baillie

Bibelvers

Matthäus 2, 7-21

"Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg wieder in ihr Land."

Impuls

Klugheit – die Fähigkeit zu angemessenem Handeln im Einzelfall. Emmanuel Kant definiert Klugheit als ein pragmatisches Wissen, das dem eigenen Wohlsein dient. Wer klug handelt, ist um- und weitsichtig. Wer klug handelt kennt Voraussetzungen des eigenen Handelns und kann die Auswirkungen einschätzen. Klugheit ist mehr als Wissen – auch wenn dieses sicherlich hilfreich ist für eine kluge Entscheidung. Abwägen, in den Kontext einordnen, einschätzen, Wirkungszusammenhänge verstehen, zukunftsorientiert entscheiden – das würden wir als klug beschreiben.  „Zieht hin und forscht fleißig“ – das gibt Herodes den Weisen mit, sie sollen dieses neugeborene Kind ausfindig machen, das ihn in seiner Macht so sehr bedroht. Er wolle es auch anbeten, so formuliert der König es listig, seine wahren Absichten teilt er nicht mit. Ein Schachzug, den der machthungrige Mensch sicher für gelungen hält. Die Weisen aber machen ihm einen Strich durch die Rechnung – sie nehmen einen anderen Heimweg und kehren nicht zu Herodes zurück. Matthäus erzählt, diese Entscheidung sei ihnen im Traum gekommen. Das braucht es auch für kluge Entscheidungen – mal drüber zu schlafen, kurz innehalten, sortieren. Ob eine Entscheidung klug war oder nicht erweist sich oft erst in der Rückschau, deswegen ist es gar nicht so leicht, kluge Entscheidungen zu treffen. Zögerlich stehen wir vor wichtigen Entscheidungen – es kann ja auch schiefgehen, vielleicht kenne ich noch nicht alle Aspekte, vielleicht fehlt mir die Kompetenz, die Lage richtig einzuschätzen? Die Weisen handeln klug – sie sehen das größere Bild, verstehen, welche Wirkkraft das Neugeborene hat oder entwickeln wird. „Welten ändern ihren Lauf“ – das haben die Weisen geahnt und entsprechend einen anderen Weg eingeschlagen.

Ein Impuls von:
Dr. Eva Baillie
Referentin Weltkirche des Bistum Mainz

Aktionsvorschlag

Wo bietet es sich heute für Sie an, kurz innezuhalten und den Blick auf das große Ganze zu richten? Wo können Sie heute eine kluge Entscheidung treffen und was braucht es dafür? Wo schlagen Sie heute einen anderen Weg ein und ändern Ihren Lauf?

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: Im Namen des dreieinigen Gottes sind wir beisammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 121

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 121. Psalms:

Alle

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.

Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.

Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!

Lied „Sicher nicht – oder?“

1. Jesu, geh voran, auf der Lebensbahn.
Weise du uns durch die Tage
wie komplex auch scheint die Lage.
Dass man sicher sei: du bist mit dabei.

2. Zu Gott bitten wir: Frieden gib uns hier.
So viel Angst, Zorn, Hass und Leiden
sehen wir in diesen Zeiten.
Sind wir ohne dich, sind wir sicher nicht.

3. Mach uns stark und wach gegen Ungemach.
Mögest du, Gott, uns erlösen
Von lethargisch trägem Dösen.
Alles gleichgültig? Vor dir sicher nicht!

Melodie: Jesu, geh voran.
Text: Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023 

Lesung

Matthäus 2, 7 – 21

Später rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich. Er erkundigte sich bei ihnen genau nach der Zeit, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: "Geht und sucht überall nach dem Kind! Wenn ihr es findet, gebt mir Bescheid! Dann will auch ich kommen und es anbeten." Nachdem die Sterndeuter den König gehört hatten, machten sie sich auf den Weg. Derselbe Stern, den sie im Osten gesehen hatten, ging vor ihnen her. Dann blieb er stehen, genau über der Stelle, wo das Kind war. Als sie den Stern sahen, waren sie außer sich vor Freude. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter. Sie warfen sich vor ihm nieder und beteten es an. Dann holten sie ihre Schätze hervor und gaben ihm Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Gott befahl ihnen im Traum: "Geht nicht wieder zu Herodes!" Deshalb kehrten sie auf einem anderen Weg in ihr Land zurück.


Gedanken

Auch kluge Männer lassen sich mitunter täuschen: Vielleicht fühlten sich die drei Weisen aus dem Morgenland geschmeichelt, als Herodes sie um Auskunft bat auf der Suche nach dem neugeborenen König. Macht macht ja manchmal blind für tückische Hintergedanken. Zum Glück wurden ihnen bald die Augen geöffnet: „Geht nicht zurück zu Herodes“ – so die Stimme Gottes im Traum. Wir wissen, wie die Geschichte weitergeht: Die drei Weisen halten sich an die nächtliche Botschaft. So gelingt es Maria und Josef, mit ihrem Kind vor Herodes zu fliehen. Wir wissen ebenso, dass Herodes bald darauf das grausame Morden von Kindern in Betlehem befahl. Was für ein Schmerz für viele andere Familien! Hier die Rettung, dort das Verhängnis. Immer wieder geraten auch wir in ein solches Dilemma, wenn wir fragen: Wie geht es weiter? Es gibt keine Sicherheit, dass der eingeschlagene Weg, die gut überlegte Entscheidung sich am Ende als rundum richtig erweist. Aber es gibt die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Stimmen zu unterscheiden: Mehr Waffen oder mehr Diplomatie? Mehr Profit oder eher Verzicht mit Rücksicht auf die Mitwelt? Wer sich lauter behauptet, hat keineswegs mehr Recht. Auf Gottes Stimme hören heißt: innehalten und eine Vorstellung entwickeln von dem, was gut werden soll. Die Bibel erzählt von Träumen. Unsere Chance ist es, dass auch am Tage zu erleben und zu üben: dieses Lauschen, dieses Sehen, diesen Mut, aufzubrechen mit einer Vision für das Leben.

Susanne Brandt, Bibliothekarin, Flensburg

Lied „Sicher nicht – oder?“

4. Lass uns aufrecht steh´n, Heil und Hoffnung seh´n.
So woll´n wir nach Frieden suchen,
glauben, hoffen statt verfluchen.
Alles Dunkel bricht in der Liebe Licht.

5. Jesu, geh voran, ich folg, wie ich kann.
Du zeigst uns den Weg des Lebens,
keine Gnade ist vergebens.
Sind auch Stimmen viel: Frieden bleibt das Ziel.

Melodie: Jesu, geh voran.
Text: Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023 

Gebet

Eine Stimme

Unserer Fürbitte bringen wir vor Gott. Jede Bitte endet mit dem gemeinsamen Ruf: Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Gott, aus deinem Frieden leben wir. Ganz sicher.
Lass uns das nicht vergessen in unsicheren Zeiten.
Wir bitten für alle, denen das sichere Haus zerstört wurde, denen der Frieden geraubt ist.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt,
in unserer Gesellschaft,
in der Nachbarschaft,
in den Kirchen
und nach Frieden in uns selbst.
Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens,
Schritt für Schritt und immer wieder
mit Mut zum ersten Schritt.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

In der Stille bitten wir...

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "Vorbei sind die Tränen"

Figuralchor Dillenburg

Vorbei sind die Tränen

Vorbei sind die Tränen, das Weinen, der Schmerz,
vorbei sind das Elend, der Hass und der Streit,
das Neue wird sein, gibt uns neue Kraft,
es ist da im Hier und im Jetzt.

Ref.: Himmel und Erde werden neu,
nichts bleibt wie es ist.
Himmel und Erde, Himmel und Erde
bekommen ein neues Gesicht.

Vorbei ist die Herrschaft, die fressende Macht,
die drohenden Fäuste sind nicht mehr geballt,
das Neue ist da, gibt uns neue Kraft,
es ist da im Hier und im Jetzt.

Ref.: Himmel und Erde werden neu,
nichts bleibt wie es ist.
Himmel und Erde, Himmel und Erde
bekommen ein neues Gesicht.

Gott wohnt bei den Menschen, die Zeit ist erfüllt,
Gott wischt ab die Tränen, er tröstet und lacht,
Gott macht alles neu, gibt uns neue Kraft,
ist bei uns im Hier und im Jetzt.

Ref.: Himmel und Erde werden neu,
nichts bleibt wie es ist.
Himmel und Erde, Himmel und Erde
bekommen ein neues Gesicht.

Text: Lothar Teckemeyer; Musik: Wolfgang Teichmann
© Strube Verlag, München