18.11.25 – Steine verwandeln

Impuls

STEINE VERWANDELN - Ein Impuls Pia Loïc Stamer

Bibelvers

Johannes 8, 7

Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“

Impuls

Eine volle Tram. Die Türen öffnen sich. Menschen drängen hinein – während andere noch hinauswollen.
Seit ich in Kassel lebe, sehe ich das ständig. Und sofort legt meine innere Stimme los: „Unhöflich. Rücksichtslos. So würde ich mich nie verhalten.“
Aber stimmt das?
Ein berühmtes Jesus-Wort lautet: „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.“ Das erinnert mich: Nicht zuerst auf andere zeigen – sondern auf mich selbst schauen.
Eine Grundannahme des Konzepts der Friedenslogik ist: Jeder Konflikt braucht mindestens zwei Beteiligte. Wenn ich nur auf die anderen blicke, bleibe ich im Vorwurf hängen. Deeskalation beginnt, wenn ich frage: Welchen Anteil habe ich an dieser Situation?
Vielleicht ist es in Kassel normal, Menschen zuerst einsteigen zu lassen?
In der Tram erwarte ich inzwischen, dass mir niemand Platz macht. Also dränge ich mich hinaus. Breite Brust. Harte Gedanken: „Sie könnten ja zur Seite gehen - selbst schuld.“
Will ich anderen wirklich so begegnen? Nein.
Also probiere ich es anders: „Dann lass ich die Menschen halt erst einsteigen.“ Ich halte inne, bin rücksichtsvoll. Und siehe da: Auch die Person mir gegenüber hält inne Ein kurzer Blick – ein stilles Einverständnis – und wir einigen uns, wer zuerst geht. 

Aktionsvorschlag

Frag dich in einer Situation: 

  • Wo urteile ich sofort über andere? 
  • Wo sehe ich nur den Fehler der anderen? 
  • Und: Welchen Anteil habe ich selbst? 

Ein Impuls von:
Pia Loïc Stamer
Koordinator*in Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising bei "gewaltfrei handeln e.V."

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

         

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

Komm, Frieden, lass dich wecken,  
hilf uns heraus aus Krieg und Leid.  
Komm, Frieden, lass dich wecken,  
beende allen Streit.  

1.Denn uns ist angst und bange  
um diese eine Welt!  
Wir sehn, wie einstmals Schönes  
In Trümmern liegt, zerfällt.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

2. Wir sehen Menschen weinen,  
vertrieben, auf der Flucht –  
und möchten Hoffnung säen,  
die blüht zu reicher Frucht.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

3. Wir hörn und sehen Drohnen;  
Krieg: Klinisch und eiskalt.  
Dahinter stecken Menschen –  
Wer stoppt sie, zwingt zum Halt?  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber  

Lesung

Johannes 8, 1-11

1 Jesus aber ging hinauf zum Ölberg.
2 Früh am Morgen kehrte er zum Tempel zurück.
Das ganze Volk kam zu ihm.
Er setzte sich und lehrte sie.
3 Da brachten die Schriftgelehrten
und die Pharisäer eine Frau herbei,
die beim Ehebruch überrascht worden war.
Sie stellten sie in die Mitte
4 und sagten zu Jesus: »Lehrer, diese Frau da
wurde auf frischer Tat beim Ehebruch überrascht.
5 Im Gesetz schreibt uns Mose vor, solche Frauen zu steinigen.
Was sagst nun du dazu?«
6 Das fragten sie, um ihn auf die Probe zu stellen
und dann anklagen zu können.
Aber Jesus beugte sich nur nach vorn
und schrieb mit dem Finger auf die Erde.
7 Als sie nicht aufhörten zu fragen,
richtete er sich auf und sagte zu ihnen:
»Wer von euch ohne Schuld ist,
soll den ersten Stein auf sie werfen!«
8 Dann beugte er sich wieder nach vorn
und schrieb auf die Erde.
9 Als sie das hörten, ging einer nach dem anderen fort,
die Älteren zuerst.
Jesus blieb allein zurück mit der Frau,
die immer noch dort stand.
10 Er richtete sich auf und fragte:
»Frau, wo sind sie? Hat dich niemand verurteilt?«
11 Sie antwortete: »Niemand, Herr.«
Da sagte Jesus: »Ich verurteile dich auch nicht.
Geh, und lad von jetzt an keine Schuld mehr auf dich.«

Gedanken

Steine verwandeln

Eine besondere Art der Meditation erlebe ich, wenn ich am Meer bin und auf den Strandgängen nach Steinen suche. Keiner gleicht dem anderen. Sie haben unterschiedliche Farbschattierungen,
Formen, Größen. Gern bücke ich mich, um manchen aufzuheben und in der Hand zu spüren. Wie schön er anzusehen ist! An welche Gestalt er mich erinnert! Einige nehme ich mit nach Hause. Und manchmal bemale ich sie mit kleinen Motiven, die mich auch noch viel später an besondere Tage erinnern.
Ein Stein ist hart. Wenn ich ihn werfe, kann ich Dinge damit zerstören oder eine Person verletzen. Wie oft werfe ich in meinen Gedanken mit einem Stein nach Menschen, die nicht meiner Meinung sind oder mit denen ich streite? Sollte ich diese „Gedankensteine“ aus Härte und Wut nicht verwandeln durch bunte Farben, durch einen neuen wohlwollenden Blick?
Jesus ist umringt von Menschen, die Steine werfen wollen. Er sitzt ruhig da und malt in den Sand. Er mahnt still, aber wirkungsvoll. Die harten Steine der Wut und Verachtung werfen die anderen nicht.
Ich will weiter Steine sammeln und mit bunten Farben ablegen. Belastende Steine auf meiner Seele können sich verwandeln in Ge­ schenke für Menschen, denen ich sagen möchte: ich denke neu. Und wie erlösend ist das Gefühl, wenn mir hin und wieder ein Stein vom Herzen fällt.

(Margitta Diehl, Koordinatorin in der Diehl-Zesewitz-Stiftung in Magdeburg)

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

4. Wir kennen die Despoten,  
die herzlos rekrutiern.  
Hilf uns, sie zu enttrohnen,  
sie solln die Macht verliern.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

5. Die Kraft, die uns beflügelt,  
ist unsres Gottes Wort.  
Es segnet Friedensstifter  
weltweit, an jedem Ort.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber

Gebet

Eine Stimme

Gott, wir bitten um Frieden in (...), in (...), in (…).
So viele Kriege gibt es in der Welt.
Sei bei den Verwundeten.
Nimm die Toten zu dir.
Wecke den Frieden.

Wir bitten für die Völker der Welt:
Stärke gemeinschaftliches Handeln zum Wohl der Menschen.
Wecke den Geist für Friedensverhandlungen statt Waffen.

Eine Erde hast du uns gegeben.
Wir sind nicht allein auf ihr,
Wir bitten für die Tiere und Pflanzen,
belebte Materie, Wasser, Luft und Wind.

Und für uns, kleiner Teil des großen Ganzen,
bitten wir um Zukunft und Umkehr.
Bewahre uns Gott, in Zeit und Ewigkeit.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

„Bleierne Kugeln“

Magdeburger Friedensmesse - Dem Frieden in der Welt (Foto: Oliver Freund / Anne König / Freie Waldorfschule Magdeburg )

„Bleierne Kugeln“ aus Magdeburger Friedensmesse - Dem Frieden in der Welt

Mit blutigen Klingen,
brechen die Feinde durch die Tore.
Menschen schreien, Glocken schlagen,
Freund und Kind in großer Angst.

Hastig eilend doch zu spät.
Tränen fallen, mischen sich mit Kindesblut.
Wo ist das Mein und Dein?


Musik: Axel Rose
Text: Schüler der Freien Waldorfschule Magdeburg