14.11.24 – Hafen des Friedens

Impuls

BAND DES FRIEDENS - Ein Impuls von Juliane Prüfert

Bibelvers

Epheser 4,3

„... durch das Band des Friedens.“

Impuls

Bis 1992 lebte Dragica Aleksa in Berak, einem kroatischen Dorf nahe der serbischen Grenze, wo schlimmste Kriegsverbrechen begangen wurden. Als Dragica sich für einen Workshop für den Frieden anmeldete, war sie zuerst richtig wütend, als dieser auch Serb*innen offen stand: Ihr Haus war zerstört worden, viele ihrer Nachbar*innen waren getötet oder verschwunden und jetzt sollte sie sich mit Serben das Essen teilen?
Im Epheserbrief bittet Paulus: Ertragt einander in Liebe, bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch das Band des Friedens!
Unverschämt! – Und doch ist der „Friede Gottes, der alle Vernunft übersteigt“ fester Bestandteil unseres Glaubens. Jesus fordert uns heraus, unsere Hoffnung gerade nicht in Armeen zu setzen, sondern vielmehr in unserer Verwundbarkeit Stärke zu finden.
„Realitätsfremd“ – so wurde das glaube ich in den letzten Jahren immer wieder genannt. Lenken wir unseren Blick also wieder auf die Realität:
Als Dragica 1997 nach Berak zurückkehrte, hatte der Workshop offenbar Spuren hinterlassen: Sie gründete den Verein „Luč“, um selbst Versöhnungsprojekte umzusetzen, und organisierte interreligiöse Gebete, was sie in ihrem eigenen Dorf zur persona non grata machte. Heute ist sie über 70 Jahre alt und Mitglied beim europäischen friedenskirchlichen Netzwerk Church and Peace.
Dieses Band des Friedens wird offenbar nicht mit Waffen geknüpft – sondern wenn wir unsere Wunden heilen, wenn wir Konflikte austragen, ohne einander direkt in Freund und Feind einzuteilen, und vor allem, wenn wir uns denen widersetzen, die uns einreden, wir müssten einander zerstören um leben zu können: dann wirkt Gottes Friede unter uns.

Aktionsvorschlag

Wenn du dich traust, probier das in den nächsten Tagen mal aus mit der Verwundbarkeit: ehrlich zu sagen, wenn du etwas nicht schaffst, wenn du Hilfe brauchst, oder dich etwas verletzt. Und spüre dem nach, ob du dich dadurch schwach oder stark fühlst!  

Ein Impuls von:
Juliane Prüfert
Generalsekretärin / Church and Peace – Europäisches friedenskirchliches Netzwerk

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

        

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

1. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden.
Wenn wir singen und erzählen,
wird die Hoffnung uns nicht fehlen.

2. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Lieder und Geschichten,
Klang und Stille im Gebet,
das Bedrängende wird sich lichten.
Wenn wir unsre Träume teilen,
können tiefe Risse heilen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Lesung

Epheser 4,1-6

Ich bitte euch als jemand, der in Haft ist, weil er zum Herrn gehört: Führt euer Leben so, dass es dem entspricht, wozu Gott euch berufen hat: voller Demut, Freundlichkeit und Geduld. Ertragt euch gegenseitig in Liebe. Bemüht euch darum, die Einheit zu bewahren,
die sein Geist euch geschenkt hat. Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält.
Ihr seid ein Leib und ein Geist lebt in euch. So ist es ja auch eine Hoffnung, zu der Gott euch berufen hat. Es gibt nur den einen Herrn, den einen Glauben und die eine Taufe. Und ebenso gibt es nur den einen Gott, den Vater von uns allen. Er regiert über alle, wirkt durch alle und erfüllt alle.

Gedanken

Hafen des Friedens

„Erzähl mir vom Frieden“- schöne Worte, wohlklingende Reden zu diesem Thema sind immer wieder zu hören. Aber wo bleiben die Taten?
Ein gelungenes Beispiel für wirksame Friedensarbeit ist für mich MIRNA LUKA („Hafen des Friedens“) in Banja Luka/Bosnien in der Republika Srpska. Nach dem verheerenden Balkankrieg Ende 1997 gründete Klaudia Kukla aus dem Bistum Würzburg das Projekt im Auftrag der katholischen Friedensorganisation pax christi. Angefordert wurde die ausgebildete Friedensfachkraft vom damaligen katholischen Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica. Er war der Meinung, dass der Konflikt unter den Ethnien nicht allein mit Waffengewalt zu bewältigen war und ist.
Es ging von Anfang an um die Versöhnung von Menschen aus den drei ethnischen Gemeinschaften, der bosnischen, kroatischen und serbischen und den religiösen Gemeinschaften der Region, um Muslime, Katholiken und Orthodoxe. Durch die Zusammenarbeit von Menschen aller Volksgruppen und Religionen geschieht Konfliktprävention in dieser gefährdeten Region. Vertrauen und Hoffnung auf eine bessere Zukunft können wachsen. Ende 2002 ging dann daraus der gemeinnützige Verein MIRNA LUKA mit einheimischen Kräften hervor.
Der Verein unterhält ein Büro für Rechts- und Sozialberatung sowie einen Treffpunkt für alle. Durch Netzwerkarbeit mit vor Ort tätigen Gemeinschaften der verschiedenen Religionen sowie regionalen Selbsthilfeorganisationen wird ein wertvoller Beitrag für bessere Lebensbedingungen in dieser weiterhin bitterarmen Region geleistet. Die Diözesen Würzburg und Eichstätt fördern das Projekt finanziell, die jeweiligen pax christi Gruppen unterstützen die Arbeit durch regelmäßige Besuche, berichten in Zeitungen und anderen Medien und sammeln Spenden. Solch ein langjähriges Beispiel von Graswurzelarbeit lässt mich hoffen, dass über die Erzählung hinaus Frieden tatsächlich möglich wird.

(Kinderarzt Dr. Werner Lick aus Rottendorf)

Lied „Erzähl mir vom Frieden"

3. Wir sind hier und bringen mit:
Mut für Widerstand und Vertrauen,
dass wir mit Gottes Geist und Geduld
immer wieder Brücken bauen,
zu Gewalt und Krieg nicht schweigen,
sondern andre Wege zeigen.

Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664

Gebet

Eine Stimme

Aus deinem Frieden leben wir, Gott.
Lass uns das nicht vergessen in unfriedlichen Zeiten.
Wir bitten für alle,
deren Leben in Frieden bedroht ist durch Krieg und Gewalt.

Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt.
Lass uns einander erzählen vom Frieden,
öffne unsere Ohren zum Hören
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

In der Stille beten wir…

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.

Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "Suche Frieden und jage ihm nach"

Band-und Jugendchorprojekt "Notenläufer" der EvJuVo, Auerbach

Suche Frieden und jage ihm nach

Refrain: Suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach.

Friede ist kein politisches Geschick. Er beginnt in meinem Herzen Stück für Stück: Dort, wo ich den Andern seh’ und Wege der Versöhnung geh’, bleibt Friede nicht nur eine Idee!

Refrain: Suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach.

Eine Welt voller Lüge, Hass und Streit bringt den Menschen immer Not und großes Leid. Nur die Waffen abzuschaffen hat noch keinen Wert, denn meine Zunge ist das schärfste Schwert!

Refrain: Suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach.

Jesus Christus, der Retter dieser Welt hat gezeigt, wie man den echten Frieden hält. „Hilf uns auch in dieser Zeit, wo man so schnell vergisst, dass du, Herr Jesus, selbst der Friede bist!“

Refrain: Suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach, suche Frieden und jage ihm nach.

 

Text und Melodie: Ulrich Meier (2019)
© beim Autor

Geschichte

Hass zerstört auch den, der hasst – Ana und Otto Raffai in Zagreb/Kroatien

Ana und Otto Raffai leben in Zagreb/Kroatien. Mit ihrem Verein RAND (Regionale Adresse für gewaltfreies Handeln) setzen sie sich für Versöhnung zwischen Feinden ein. Für diese Podcastfolge können wir einen Radiobeitrag verwenden, in dem Ana erzählt, wie sie im Krieg zwischen Serbien und Kroatien gelernt hat, auf gewaltfreien Widerstand zu setzen. Sie erzählt, welche grundlegenden Überzeugungen ihr die Kraft zur Gewalfreiheit geben und welche Rolle dabei ihr eigener Glaube spielt. Außerdem weist sie auf die Bedeutung des Patriarchats in den Kriegen dieser Welt hin. Der Macher der Radiosendung bringt die aktuellen friedensethischen Fragen mit der Geschichte von Anna Raffai ins Gespräch und zeigt so, dass Gewaltfreiheit auch heute nicht nur denkbar, sondern lebbar ist.

Der Originalbeitrag ist erschienen in der Sendung „Am Sonntagmorgen“ am 01.09.2024 von Jörg Machel, eine Sendung der evangelischen Kirche im Deutschlandfunk. Online im Internet unter:
https://www.deutschlandfunk.de/krieg-und-frieden-dlf-3eb2754d-100.html

Ein ausführliches Portrait zu Otto Raffai ist im Video in der Reihe „Gesichter des Friedens“ beim „Forum ziviler Friedensdienst“ erschienen und hier zu finden: https://www.forumzfd.de/de/gesichter-des-friedens/otto

Die Homepage des Vereins RAND informiert unter:
https://www.rand.hr