13.11.24 – Trügerische Hilfe
TRÜGERISCHE HILFE - Ein Impuls von Esther Mydla
Bibelvers
Psalm 33,16
„Nichts nützen die Rosse zum Sieg“
Impuls
Der Einsatz von Rössern in Kriegen bedeutete in früheren Zeiten eine physische Überlegenheit über den Gegner. Er trug sicher auch zu einem positiv besetzten und heroischen Bild von Soldaten bei. Das machte die Rolle des Soldaten attraktiv und förderte die Akzeptanz und Unterstützung von Kriegen in der Bevölkerung. Wie ist das heute? Heute ist es die mediale Vermittlung von Kriegen, die über Zustimmung oder Ablehnung entscheidet und damit auch über die Bereitschaft, kollektive Ressourcen für einen Krieg einzusetzen - auch auf Kosten gesellschaftlich so wichtiger Werte wie Bildung, Gesundheit oder sozialer Gerechtigkeit. Sie entscheidet darüber, ob Menschen sich als Soldatinnen und Soldaten in einen Krieg hineinziehen lassen. Hier denke ich auch an die inzwischen omnipräsente Werbung der Bundeswehr - die eher Assoziationen an Abenteuercamps weckt als ein reales Bild über Verhältnisse im Krieg zu vermitteln - hier gibt es natürlich keine Bilder von getöteten oder traumatisierten Menschen. Ich denke auch an die unwirklich anmutenden Luftbilder aus dem Gazastreifen. Bilder, wie aus einem Computerspiel - schwer zu deuten und schwierig mit der grausamen Wirklichkeit zu füllen. Die Realität am Boden - die Panik und die Verzweiflung, die ausgehungerten Menschen, das Chaos, die leblosen Körper. Das alles bleibt aus dieser Perspektive unsichtbar. Die mediale Vermittlung von Ereignissen kann immer nur ausschnitthaft sein. Die Darstellung von Kriegen ist nicht objektiv und es ist ein guter Gedanke, sich zu fragen, was wir gerade nicht sehen - was uns nicht gezeigt wird oder was wir selbst nicht sehen wollen. Um dem Krieg zu begegnen, müssen wir ihn wahrnehmen - in seiner Brutalität, in seiner Grausamkeit. Die Wahrheit des Krieges liegt hinter den glänzenden Rössern, den Darstellungen hochtechnisierter Kriegsgeräte und den Analysen wortgewandter Militärexpert*innen. Wenn uns der Frieden am Herzen liegt, müssen wir genau hinschauen. Sind es die glänzenden Rösser, die uns präsentiert werden, oder sehen wir die Wirklichkeit - wie sie ist? Denn diese fordert uns auf, Stellung zu beziehen und uns für den Frieden einzusetzen.
Aktionsvorschlag
Schau dir allein oder mit einem Freund/einer Freundin zusammen die Nachrichten an. Wie nimmst du oder wie nehmt ihr die Informationen über Krieg wahr? Wie wird Krieg dargestellt? Gibt es Perspektiven, die in der Berichterstattung fehlen? Was wüsstet ihr gern über das Gesagte und Gezeigte hinaus? Tauscht euch aus über das, was ihr wahrnehmt und fühlt.
Ein Impuls von:
Esther Mydla
Generalsekretärin / pax christi
Die Andacht des heutigen Tages
Begrüßung
Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.
Wir halten inne.
Wir schauen auf das, was uns sorgt.
Wir schauen auf das, was wir hoffen.
Wir schauen auf Gott.
Psalm 85,9-14
Wir beten mit Worten des 85. Psalms
Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
Der Herr redet vom Frieden.
Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.
Amen
Lied „Erzähl mir vom Frieden"
1. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden.
Wenn wir singen und erzählen,
wird die Hoffnung uns nicht fehlen.
2. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Lieder und Geschichten,
Klang und Stille im Gebet,
das Bedrängende wird sich lichten.
Wenn wir unsre Träume teilen,
können tiefe Risse heilen.
Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664
Lesung
Psalm 33, 16-22
Ein König kann den Sieg nicht erzwingen,
auch nicht durch das stärkste Heer.
Ein Kämpfer kann sich nicht retten,
auch nicht durch die größte Kraft.
Wer sich auf Schlachtrosse verlässt,
wiegt sich in falscher Sicherheit.
Durch ihre Schnelligkeit und Kraft
übersteht niemand die Schlacht.
Seht, der Herr wacht über denen,
die ihm mit Ehrfurcht begegnen.
Zuversichtlich warten sie auf seine Güte.
Er wird ihr Leben aus Todesgefahr erretten
und sie in Hungersnot am Leben erhalten.
Mit ganzer Seele warten wir auf den Herrn.
Er ist unsere Hilfe und unser Schild.
Ja, über ihn freuen wir uns von Herzen.
Wir vertrauen seinem heiligen Namen.
Deine Güte, Herr, soll über uns wachen,
genauso, wie wir auf dich warten.
Gedanken
Trügerische Hilfe
Herrscher setzen auf Streitkräfte. Doch sie helfen nicht wirklich: „Trügerische Hilfe ist das Ross, es rettet nicht mit seiner großen Stärke“, heißt es im Psalm. Was früher Schlachtross und Reiterwagen waren, sind heute Panzer, Raketen, Kriegsschiffe, Bomber und Drohnen. Vor zwei Jahren wurden über 2.240 Billionen Dollar weltweit für Kriegsgerät ausgegeben. Über die Hälfte der Summe gaben die Nato-Länder aus. Die restlichen 160 Staaten kaufen für knapp die andere Hälfte der Summe Waffen ein. Der Betrag steigt jährlich. Deutschland steigerte seine Militärausgaben von 53 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 72 Milliarden im Jahr 2023.
Die NATO und Deutschland wollen kriegstüchtiger werden, sehen in moderneren Waffensystemen Hilfe und Schild. Der US-amerikanische Theologe Walter Wink schrieb, der Mythos, dass Gewalt erlöst, sei die herrschende Religion der modernen Welt. Er nimmt die Opfer der Kriege und das Verhungern von Menschen in Kauf und nährt sich von den Profiten aus der Rüstungsproduktion.
Es ist beeindruckend, wie auch das Erste Testament diesen Glauben entlarvt und darauf besteht, dass nur der Gott des Lebens befreit und hilft und schützt. Auf denen, die nicht an Gewalt glauben, liegt seine Huld, ihnen wendet er sich zu und rettet ihre Seele aus Gewalt und Tod. Der Psalm stellt uns vor die Alternative, ob wir auf Waffen vertrauen oder auf Gott, der unser Herz nicht schwer macht, sondern erfreut und vor dem alle Menschen Geschwister sind.
(Theologe Odilo Metzler aus Stuttgart)
Lied „Erzähl mir vom Frieden"
3. Wir sind hier und bringen mit:
Mut für Widerstand und Vertrauen,
dass wir mit Gottes Geist und Geduld
immer wieder Brücken bauen,
zu Gewalt und Krieg nicht schweigen,
sondern andre Wege zeigen.
Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664
Gebet
Aus deinem Frieden leben wir, Gott.
Lass uns das nicht vergessen in unfriedlichen Zeiten.
Wir bitten für alle,
deren Leben in Frieden bedroht ist durch Krieg und Gewalt.
Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt.
Lass uns einander erzählen vom Frieden,
öffne unsere Ohren zum Hören
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
In der Stille beten wir…
Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied "Bewahre uns, Gott"
Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.
Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Lied "Breite deine Flügel"

Breite deine Flügel
Breite deine Flügel über uns. (4x)
Wir singen von deiner Macht.
Wir leben aus deiner Kraft.
Breite deine Flügel über uns. (2x)
Text & Musik: Steve Ogedegbe
© Steve Ogedegbe
Wenn Gewaltfreiheit zum Schutz wird – Anthea Bethge über ihre Erfahrung als Friedensfachberaterin in Tansania, Ruanda und Kongo
Waffen versprechen Sicherheit und die Möglichkeit, sich selbst und andere zu verteidigen. Doch ist das immer so? Anthea Bethge erzählt aus ihrer Erfahrung als Friedensfachberaterin in Tansania und Ruanda und wie der Verzicht auf Waffen für mehr menschliche Sicherheit sorgen kann.
Der Internationale Christliche Friedensdienst EIRENE ist auch heute in den Regionen tätig, aus denen Anthea Bethge eben berichtete.
Eine Übersicht der Projekte findet sich online im Internet: https://eirene.org/projekt