12.11.25 – Wodurch entsteht Frieden?

Impuls

WODURCH ENTSTEHT FRIEDEN? - Ein Impuls von Lisa Weise

Bibelvers

Jesaja 2,4

„Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Impuls

Neulich im Bus Richtung Erfurt, ein Werbeplakat innen an der Scheibe. Darauf vier kurzhaarige weiße Männer, lachend, ihre Arme kumpelhaft über die Schultern gelegt. Titel: „Mach, was wirklich zählt: Soldatin/ Soldat (m/w/d) und Freiwilliger Wehrdienst“. Eines von unzähligen Plakaten, die für den Dienst an der Waffe werben – und zwar so, als sei das ein großer Spaß.
Während ich diesen Text schreibe, wird die Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Wie unrealistisch steht dagegen der letzte Satz im heutigen Bibeltext aus Jesaja 2,4 in dieser Zeit hier im Raum: […] sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Was für eine Vision. Wenn es einfach keiner mehr könnte. Wenn es vielleicht einfach keiner mehr gelernt hätte, wenn es keiner mehr wollte, keiner mehr täte.
Die Realität ist eine andere: die Bundeswehr wirbt flächendeckend in allen Medien, schon bei Schüler*innen, wird dabei von vielen Seiten unterstützt und bekommt Zulauf. Die Kritik an der Werbestrategie wird mitunter sogar bestraft. So vor einigen Monaten in Gotha, wo Berufsschüler gegen das Werben der Bundeswehr auf einer schulischen Jobbörse demonstrierten. Sie vertraten ruhig, mit Flyern und einem Banner, ihre Meinung und wurden dafür für einige Tage von der Schule verwiesen. Was für ein Armutszeugnis der Schulleitung, gegen Gewaltlosigkeit und Meinungsfreiheit an einem Ort, der genau das unterstützen sollte: Menschen, die ihrem Gewissen folgen und für den Frieden eintreten. Das ist für mich: „Mach, was wirklich zählt“!
Ja, der Text aus Jesaja ist eine Vision für die Endzeit, das war damals und das ist uns heute klar. Etwas, das noch in weiter Ferne ist und dennoch steht da, ganz am Ende des Textes, Jesaja 2,5: Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des Herrn! Trotzdem, oder gerade weil wir uns dessen bewusst sind: Lasst uns JETZT wandeln im Licht des Herrn. Lasst uns anfangen, lasst uns weitermachen, lasst die Köpfe nicht hängen, sondern lasst uns gemeinsam losgehen, aktiv werden und das uns Mögliche dazu beitragen, dass keiner mehr lernen muss, Krieg zu führen.

Aktionsvorschlag

Unterstützen Sie junge Menschen dabei sich mit der Frage nach dem Kriegsdienst auseinander zu setzen. Auf der Homepage der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) finden Sie die Broschüre "Finde DEINEN Weg: Wehrdienst oder Kriegsdienstverweigerung" zum Weitergeben.

Ein Impuls von:
Lisa Weise
Offene Arbeit des Kirchenkreises Erfurt

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

         

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

Komm, Frieden, lass dich wecken,  
hilf uns heraus aus Krieg und Leid.  
Komm, Frieden, lass dich wecken,  
beende allen Streit.  

1.Denn uns ist angst und bange  
um diese eine Welt!  
Wir sehn, wie einstmals Schönes  
In Trümmern liegt, zerfällt.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

2. Wir sehen Menschen weinen,  
vertrieben, auf der Flucht –  
und möchten Hoffnung säen,  
die blüht zu reicher Frucht.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

3. Wir hörn und sehen Drohnen;  
Krieg: Klinisch und eiskalt.  
Dahinter stecken Menschen –  
Wer stoppt sie, zwingt zum Halt?  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber  

Lesung

Jesaja 2,2-5

2 Es werden Tage kommen,
da steht der Berg mit dem Haus des Herrn felsenfest.
Er ist der höchste Berg und überragt alle Hügel.
Dann werden alle Völker zu ihm strömen.
3 Viele Völker machen sich auf den Weg und sagen:
»Auf, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn,
zum Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt!
Er soll uns seine Wege lehren.
Dann können wir seinen Pfaden folgen.«
Denn von Zion her kommt Weisung,
das Wort des Herrn geht von Jerusalem aus.
4 Er sorgt für Recht unter den Völkern.
Er schlichtet Streit zwischen mächtigen Staaten.
Dann werden sie Pflugscharen schmieden
aus den Klingen ihrer Schwerter.
Und sie werden Winzermesser herstellen
aus den Eisenspitzen ihrer Lanzen.
Dann wird es kein einziges Volk mehr geben,
das sein Schwert gegen ein anderes richtet.
Niemand wird mehr für den Krieg ausgebildet.
5 Auf, ihr Nachkommen Jakobs,
lasst uns schon jetzt im Licht des Herrn leben!

Gedanken

Wodurch entsteht Frieden?

Als ich zehn Jahre alt war, hat mein Vater meinem zwölfjäh­rigen Bruder und mir das Schießen mit dem Luftgewehr beigebracht. Wir waren begeistert, endlich hatte Papa mal so richtig Zeit für uns. Drei Jahre später hat mein Bruder mit diesem Gewehr seinem Leben ein Ende gesetzt. Mein Vater war verzweifelt. Wie konnte Vater auch nur auf die Idee kommen, uns das Schießen beizubringen?
Vater musste 1942 als Jugendlicher das Schießen üben. Er hat dabei Gemeinschaft und Kameradschaft erfahren. Bessere Jugenderfahrungen hatte er nicht. Es folgten Krieg und Gefangenschaft. Kann man es ihm verdenken, dass er seine einzig schönen Jugenderfahrungen an seine Kinder weitergeben wollte?
Ich bin dankbar dafür, dass ich in friedlichen Zeiten aufwachsen durfte, und in meiner Jugend die Kraft von gewaltfreiem friedlichem Engagement erleben durfte. „Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk“, heißt es bei Jesaja. Dies ist in Westeuropa Wirklichkeit geworden. Keiner würde hier auf die Idee kommen, Krieg zu führen um einige Grenzpfosten zu versetzen. Wir haben zivilisierte Methoden gefunden, den Streit der Völker zu schlichten, etwa über eine gemeinsame Rechtsprechung. Bei den Müttern und Vätern des gemeinsamen Europas war bestimmt Gottes Geist mit im Spiel.
Nur so weit, dass man für den Krieg nicht mehr übt, sind wir noch nicht. Unsere Jugend soll wieder verpflichtet werden, für den Krieg zu üben, fordern einige. Jesajas Vision, dass Schwerter zu Pflug­ scharen werden, und Lanzen zu Winzermessern , ist nur zum Teil umgesetzt. Kasernen wurden zu Wohnungen. Wo früher Pershing Raketen stationiert waren, steht heute ein Kindergarten. Zur Zeit erleben wir aber eine gegenteilige Entwicklung. Nun sollen in Görlitz statt Zugwaggons Panzer gebaut werden. Sollten in Görlitz nicht eher Brückenteile produziert werden?

(Klaus aus der pax christi Gruppe Ostalbkreis)

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

4. Wir kennen die Despoten,  
die herzlos rekrutiern.  
Hilf uns, sie zu enttrohnen,  
sie solln die Macht verliern.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

5. Die Kraft, die uns beflügelt,  
ist unsres Gottes Wort.  
Es segnet Friedensstifter  
weltweit, an jedem Ort.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber

Gebet

Eine Stimme

Gott, wir bitten um Frieden in (...), in (...), in (…).
So viele Kriege gibt es in der Welt.
Sei bei den Verwundeten.
Nimm die Toten zu dir.
Wecke den Frieden.

Wir bitten für die Völker der Welt:
Stärke gemeinschaftliches Handeln zum Wohl der Menschen.
Wecke den Geist für Friedensverhandlungen statt Waffen.

Eine Erde hast du uns gegeben.
Wir sind nicht allein auf ihr,
Wir bitten für die Tiere und Pflanzen,
belebte Materie, Wasser, Luft und Wind.

Und für uns, kleiner Teil des großen Ganzen,
bitten wir um Zukunft und Umkehr.
Bewahre uns Gott, in Zeit und Ewigkeit.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

"Guter Mensch"

Steve Ogedegbe

Guter Mensch

Du warst ein guter Mensch, dachtest Du,
Du kanntest all die Dinge, richtig und falsch.
Du warst stolz, frei zu sein, stolz, das Gute zu erkennen.
Glücklich, das Wahre zu tun. Bereit, das Schlechte zu verfolgen.

Denn man erzählt Dir Tag für Tag mit immer neuen Geschichten,
dass die Probleme sofort weg wär‘n, wenn wir über and‘re richten.
Denn man erzählt Dir Tag für Tag mit immer neuen Geschichten,
dass die Probleme sofort weg wär‘n, wenn wir über and‘re richten.

Und Du glaubtest es am Anfang nicht, mit der Zeit gewannst Du Zweifel.
Und Du warst stolz, viel zu stolz nach den Monaten und Jahren.
Warst Du sicher, dass die ander‘n schuld waren. Du warst ein guter Mensch.

Und man erzählt Dir Tag für Tag mit immer neuen Geschichten,
dass die Probleme sofort weg wär’n, wenn wir über and’re richten.
Und man erzählt Dir Tag für Tag mit immer neuen Geschichten,
dass die Probleme sofort weg wär’n, wenn wir über and‘re richten.

Er war ein bess‘rer Mensch, dachte er. Er lachte über seine Witze, Fremde und Behinderte.
Und er war stolz, das laut zu sagen. Bereit, alles zu tun, was seine Mutter ihn nie gelassen hätte.
Kampfhund, von der Kette.

Wer da oben will Dir erzählen mit den gleichen braunen Geschichten,
dass die Probleme einfach fort sind, wenn wir über and’re richten.
Wer da oben will Dir erzählen mit den gleichen braunen Geschichten,
dass die Probleme einfach fort sind, wenn wir über and’re richten.

Keiner wagt es, Dein Weltbild zu schieben! Keiner wagt es, Dein Weltbild zu schieben!
Keiner wagt es, Dein Weltbild zu schieben! Keiner wagt, es Dein Weltbild zu schieben!
Keiner wagt es, den Menschen in Dir zu vergiften!
Keiner wagt es, den Menschen in Dir zu vergiften!
Keiner wagt es, den Menschen in Dir zu vergiften!
Keiner wagt es, den Menschen in Dir zu vergiften!


Text und Musik: Til von Dombois / Janine Klitz
aus "Komm, wir sing’n für den Frieden, 8 Friedensorte – 8 Friedenslieder"

www.friedensorte.de