15.11.23 – Höchste Zeit

Impuls

HÖCHSTE ZEIT - Ein Impuls von Pfarrerin Martina Horak-Werz

Bibelvers

Jesaja 30,30

Und der Herr wird seine herrliche Stimme erschallen lassen, und man wird sehen, wie sein Arm herniederfährt mit zornigem Drohen und mit Flammen verzehrenden Feuers, mit Wolkenbruch und Hagelschlag.

Impuls

Immer wieder bekomme ich zu hören, dass die Religionen doch schuld seien, dass es so viele Kriege in der Welt gibt. Und wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir zugeben, dass die christlichen Kirchen im Laufe ihrer Geschichte wahrhaftig nicht immer zum Frieden beigetragen haben, sondern sogar Kriege verursacht und immer wieder mitgetragen haben und es weiterhin tun.  Das passt aber doch überhaupt nicht zu dem Gottesbild, das Jesus gepredigt hat, finde ich. Da ist doch von Liebe, Vergebung und Versöhnung die Rede. Wie konnte es dann aber so weit kommen? Manchmal frage ich mich, ob die Akzeptanz von Gewalt in christlichen Kreisen vielleicht auch etwas mit unserer jahrhundertelang weiter gegebenen patriarchalen Gottesvorstellung zu tun hat. Gott als zorniger und strafender Herrscher über die Welt, dessen herrliche oder vielleicht sogar „herrische“ Stimme laut erschallt. Und der dann gewaltig und zerstörerisch zuschlägt. Welch ganz anderen Klang hat da für mich die Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache, wo es heißt: „Dann wird Gott die Hoheit ihrer Stimme hören lassen...“ Das weckt bei mir völlig andere Gefühle und Assoziationen. Ja, Gott wird hörbar und schafft Gerechtigkeit, mit deutlichen Worten und Zeichen. Ich stelle mir dabei Gott zwar auch wütend und zürnend vor, aber ohne Rachegefühle und auch ganz und gar nicht allmächtig. Insgesamt wird das Bild ein anderes, wenn wir auch die weiblichen Gottesbilder der Bibel miteinbeziehen. Und vor allem die Gottheit, die machtlos am Kreuz hängt und solidarisch mit allen gequälten Geschöpfen dieser Welt mitleidet.

Ein Impuls von:
Martina Horak-Werz
Pfarrerin, Bildungsbeauftragte im Prot. Kirchenbezirk Neustadt an der Weinstraße

Aktionsvorschlag

Was würde sich ändern, wenn wir Gott öfter mit weiblichen Begriffen in Verbindung bringen würden? Probier‘ es doch mal mit einer weiblichen Gebetsanrede. Gott der Liebe, ich bitte dich … Oder vielleicht sogar: Unsere Mutter im Himmel. Was macht das mit dir? Klingt ziemlich fremd, oder?

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: Im Namen des dreieinigen Gottes sind wir beisammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 121

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 121. Psalms:

Alle

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.

Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.

Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!

Lied „Sicher nicht – oder?“

1. Jesu, geh voran, auf der Lebensbahn.
Weise du uns durch die Tage
wie komplex auch scheint die Lage.
Dass man sicher sei: du bist mit dabei.

2. Zu Gott bitten wir: Frieden gib uns hier.
So viel Angst, Zorn, Hass und Leiden
sehen wir in diesen Zeiten.
Sind wir ohne dich, sind wir sicher nicht.

3. Mach uns stark und wach gegen Ungemach.
Mögest du, Gott, uns erlösen
Von lethargisch trägem Dösen.
Alles gleichgültig? Vor dir sicher nicht!

Melodie: Jesu, geh voran.
Text: Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023 

Lesung

Jesaja 30, 30

Und der Herr wird seine herrliche Stimme erschallen lassen, und man wird sehen, wie sein Arm herniederfährt mit zornigem Drohen und mit Flammen verzehrenden Feuers, mit Wolkenbruch und Hagelschlag.


Gedanken

Im Januar 2023 schreibe ich diesen Impuls für die Friedensandachten der Ökumenischen FriedensDekade, die im November gebetet werden, und ich weiß nicht, welches Thema uns dann in Atem halten wird. Wovon ich aber sicher ausgehe ist, dass auch noch im November 2023 die Sorge um die Erderwärmung und die Suche nach einem Ausweg aus der Klimakatastrophe bestehen werden. Die Freude an den ersten Schneeglöckchen, die bei uns am Haus schon im Januar aus der Erde sprießen, ist getrübt; denn sie blühen zur Unzeit. Auch viele Wildtiere sind durch die milden Temperaturen aus dem Rhythmus gebracht. Sorgenvoll blicke ich schon auf die Sommermonate. In den letzten Jahren kletterte das Thermometer wiederholt auf über 40 Grad. Die Vegetation war dieser unerträglichen Hitze schutzlos ausgeliefert. Stattliche Bäume verdursteten. Aus den Medien erfährt man, dass die Polkappen schmelzen, die Wasserspiegel steigen, so dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Ich denke an diese Klimaflüchtlinge. Werden sie eine neue Heimat finden? Die Extremwetterlagen sind keine Ausnahme mehr, sondern sie mehren sich weltweit. Das Wissen um die bedrohte Erde und das notwendige Handeln decken sich aber nicht! Gewohnheiten zu ändern ist unbequem. Doch wir haben in den letzten Jahrzehnten Maß und Ziel aus den Augen verloren! Darauf machen uns Menschen aufmerksam, die mit zivilem Ungehorsam um unser aller Zukunft kämpfen. Lasst uns ihre Stimme verstärken!

Dr. Barbara Lässig-Lick, Ärztin, Rottendorf

Lied „Sicher nicht – oder?“

4. Lass uns aufrecht steh´n, Heil und Hoffnung seh´n.
So woll´n wir nach Frieden suchen,
glauben, hoffen statt verfluchen.
Alles Dunkel bricht in der Liebe Licht.

5. Jesu, geh voran, ich folg, wie ich kann.
Du zeigst uns den Weg des Lebens,
keine Gnade ist vergebens.
Sind auch Stimmen viel: Frieden bleibt das Ziel.

Melodie: Jesu, geh voran.
Text: Tobias Petzoldt nach EG 391 und 1.Thess.5, tvd-Verlag, Düsseldorf 2023 

Gebet

Eine Stimme

Unserer Fürbitte bringen wir vor Gott. Jede Bitte endet mit dem gemeinsamen Ruf: Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Gott, aus deinem Frieden leben wir. Ganz sicher.
Lass uns das nicht vergessen in unsicheren Zeiten.
Wir bitten für alle, denen das sichere Haus zerstört wurde, denen der Frieden geraubt ist.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt,
in unserer Gesellschaft,
in der Nachbarschaft,
in den Kirchen
und nach Frieden in uns selbst.
Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens,
Schritt für Schritt und immer wieder
mit Mut zum ersten Schritt.

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

In der Stille bitten wir heute für...

Gemeinsam rufen wir:

Alle

Kyrie eleison/Herr, erbarme dich.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

Lied "ich muss mein Herz umarmen"

Kai Schmerschneider

Ich muss mein Herz umarmen

Ich muss mein Herz umarmen,
es ist nun an der Zeit,
ich hab es oft vergessen,
es tut mir wirklich leid.

Ich werde es verwöhnen,
liebkosen wie ein Kind,
dann wird es sich erholen,
so alle Angst verrinnt.

Doch wie kann ich es tun,
ja einfach zärtlich sein?
Ich glaub, da fällt mir nun
`ne Menge dazu ein.

Ich gehe durch den Garten
mit größter Langsamkeit.
Die Stille wird mich führen
mit viel Besonnenheit.

Mit Vögeln werd ich singen
ein warmes, leichtes Lied,
dann einfach nur abwarten,
was weiterhin geschieht.

Ich schmieg dann beide Hände
an meine nackte Brust
und kann dann wieder hören
mein Herz mit seiner Lust.

Dann lieg ich auf der Wiese
und schau ins Himmelszelt,
so wird mein Herz sich freuen,
uns beiden das gefällt.

Ich muss mein Herz umarmen,
es ist nun an der Zeit,
ich hab es oft vergessen,
es tut mir wirklich leid.

Ich muss mein Herz umarmen,
so ist es nicht allein,
wir können doch für viele
ein Friedensbote sein.

Du kannst dein Herz umarmen,
lass dich auf dein Herz ein,
so könnt auch ihr gemeinsam
ein Friedenbote sein.

Text & Musik: Kai Schmerschneider
© beim Autor