15.11.25 – Das Leid des Anderen

Impuls

FEINDESLIEBE: BILLIGE GNADE? - Ein Impuls von Nicholas Williams

Bibelvers

Lukas 6, 27+28

„Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“

Impuls

Das Gebot der Feindesliebe. Lukas 6, 27: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen.“ Ein Markenkern des christlichen Glaubens, der bewundert wird, aber auch befremdet. Eine Forderung, die überfordert, und die auch oft missbräuchlich verwendet wurde und wird.

Ein historisches Beispiel: Für viele NS-Täter war die Bekehrung zum christlichen Glauben nach 1945 ein attraktives Angebot. Viele erhielten so, mit Bonhoeffer gesprochen, „billige Gnade“. Das heißt, dass gerade christliche Seelsorger bereit waren, den Massenmördern göttliche Gnade zuzusichern, doch erfolgte dieser Gnadenzuspruch meist ohne Bekenntnis zu den Taten und ohne Reue. Zugleich verlangten nicht wenige Täter von ihren Opfern trotzig Vergebung.
Doch die Feindesliebe darf keine Verpflichtung des Opfers sein, nicht zum Anspruch eines Täters werden, denn dies würde einem Täter paradoxerweise ein Recht verschaffen, dem – nach erlittenem Unrecht – die Pflicht eines Opfers gegenübersteht.

Was also spricht für die Feindesliebe? Ich mache die Gegenprobe. Eine natürliche Reaktion eines Menschen, dem Unrecht widerfahren ist, ist der Wunsch nach Vergeltung, und dieser Wunsch wird zum Hass. Hass kettet zwei Menschen aneinander, doch nicht im positiven Sinne wie Liebe, sondern im negativen. Das Loslassen des Hasses löst dieses Band und befreit. Das Opfer tut damit etwas Unerwartetes und nimmt das Heft des Handelns zurück in die eigene Hand. Damit ist dem Täter Macht genommen. Seine Tat ist dadurch nicht ungeschehen, doch sie bestimmt nicht mehr das Leben eines Opfers. Die Feindesliebe ist daher nicht eine Pflicht des Opfers, sondern eine Befreiungsoption.

Aktionsvorschlag

Beginnen wir mit kleinen Schritten. Hegen Sie gegen jemanden einen Groll? Jahre der Feindseligkeiten? Probieren Sie es aus: Lächeln Sie diesen Menschen an. Es wird ihn zunächst verunsichern. Und vielleicht der erste Schritt dazu sein, das Kriegsbeil zu begraben.

Ein Impuls von:
Dr. Nicholas Williams
Leiter des Zentrums für Ostbelgische Geschichte

Andacht

Die Andacht des heutigen Tages

Begrüßung

Eine Stimme

Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.

Alle

Wir halten inne.

Eine Stimme

Wir schauen auf das, was uns sorgt.

Alle

Wir schauen auf das, was wir hoffen.

Eine Stimme

Wir schauen auf Gott.

Psalm 85,9-14

Eine Stimme

Wir beten mit Worten des 85. Psalms

Alle

         

Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
         Der Herr redet vom Frieden.
         Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
         Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
         Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
         Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
         Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
         und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.

Amen

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

Komm, Frieden, lass dich wecken,  
hilf uns heraus aus Krieg und Leid.  
Komm, Frieden, lass dich wecken,  
beende allen Streit.  

1.Denn uns ist angst und bange  
um diese eine Welt!  
Wir sehn, wie einstmals Schönes  
In Trümmern liegt, zerfällt.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

2. Wir sehen Menschen weinen,  
vertrieben, auf der Flucht –  
und möchten Hoffnung säen,  
die blüht zu reicher Frucht.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

3. Wir hörn und sehen Drohnen;  
Krieg: Klinisch und eiskalt.  
Dahinter stecken Menschen –  
Wer stoppt sie, zwingt zum Halt?  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber  

Lesung

Lukas 22,47-51

47 Noch während Jesus das sagte, näherte sich eine Truppe.
Judas, einer der Zwölf, ging an der Spitze.
Er kam auf Jesus zu,
um ihn zu küssen.
48 Aber Jesus sagte zu ihm:
»Judas, willst du den Menschensohn
wirklich mit einem Kuss verraten?«
49 Da verstanden seine Begleiter, was geschehen sollte.
Sie fragten:
»Herr, sollen wir mit dem Schwert zuschlagen?«
50 Und einer von ihnen schlug nach einem der Männer,
die dem Hohepriester unterstanden.
Er hieb ihm das rechte Ohr ab.
51 Aber Jesus sagte: »Hört auf damit!«
Er berührte das Ohr und heilte den Mann.

Gedanken

Das Leid der Anderen

Während ich diese Zeilen im März 2025 zur Bibelstelle schreibe, überschlagen sich die Nachrichten über die Bestrebungen von Donald Trump und Wladimir Putin einen „Deal“ zur Beendigung des seit drei Jahren tobenden russischen Angriffskriegs zu verhandeln. Dabei laufen die Verhandlungen bislang ohne die überfallene Ukraine und Europa. Das voraussichtliche Ergebnis wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich amerikanischen und russischen Interessen dienen. Eine moralische oder auch materielle Wiedergutmachung für das unermessliche Leid und den Schaden, welcher der Ukraine durch die russische Invasion zugefügt wurde, steht nicht zu erwarten.
Komm den Frieden wecken – so mit Sicherheit nicht! So wünschenswert das längst überfällige Ende des (wie immer) furchtbaren Krieges wäre, die Voraussetzungen für einen Frieden mit Zukunftsperspektive sehen völlig anders aus.
Wie Jesus im Augenblick seiner Gefangennahme in höchster eigener Not ein sofortiges Ende der Gewalt befiehlt, das Opfer anrührt und heilt, ergreift mich tief:
Das Leid des Anderen in den Fokus zu nehmen, dessen Beendigung zur Richtschnur meines Handelns zu machen – das ist eine Geisteshaltung, mit der es gelingen kann, echten Frieden zu wecken. Wie wir diesen Frieden dann wachhalten können, ist die nächste große Frage.

(Dr. Werner Lick, Kinderarzt, Rottendorf)

Lied „Komm, Frieden, lass dich wecken"

4. Wir kennen die Despoten,  
die herzlos rekrutiern.  
Hilf uns, sie zu enttrohnen,  
sie solln die Macht verliern.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

5. Die Kraft, die uns beflügelt,  
ist unsres Gottes Wort.  
Es segnet Friedensstifter  
weltweit, an jedem Ort.  
Komm, Frieden, lass dich wecken…  

Text: Eugen Eckert zur Melodie EG 225, © beim Urheber

Gebet

Eine Stimme

Gott, wir bitten um Frieden in (...), in (...), in (…).
So viele Kriege gibt es in der Welt.
Sei bei den Verwundeten.
Nimm die Toten zu dir.
Wecke den Frieden.

Wir bitten für die Völker der Welt:
Stärke gemeinschaftliches Handeln zum Wohl der Menschen.
Wecke den Geist für Friedensverhandlungen statt Waffen.

Eine Erde hast du uns gegeben.
Wir sind nicht allein auf ihr,
Wir bitten für die Tiere und Pflanzen,
belebte Materie, Wasser, Luft und Wind.

Und für uns, kleiner Teil des großen Ganzen,
bitten wir um Zukunft und Umkehr.
Bewahre uns Gott, in Zeit und Ewigkeit.

Eine Stimme

Gemeinsam beten wir:

Alle

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

Lied "Bewahre uns, Gott"

Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.  

 Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985 

Segen

Eine Stimme

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Alle

Amen.

Lied

"Für das Leben"

Eva Maria Beck und Projektchor "write your song!"

Für das Leben

Viele Namen, von denen niemand weiß. Fortgegangen, doch für welchen Preis?
So viele Leben in Vergessenheit - such ich nach der Antwort in der Dunkelheit.

Ich hör‘ davon fast täglich, doch kann ich’s nicht versteh’n,
warum Menschen auseinander und nicht zusammen geh’n.
Als wär’n wir alle Einzelkämpfer, doch das ist nicht der Sinn,
sind wir doch für was anderes bestimmt:

Für das Leben, in dem kein Krieg die Menschen trennt,
lass uns leben, so dass jede Fessel fällt.
Mit seiner Botschaft von der Liebe zieh’n wir gemeinsam in den Frieden für ein Leben
in seiner neuen Welt.

All die Taten für das große Ziel,
miteinander kein Schritt zu viel.
Der Weg geebnet, keiner geht voran,
alles scheint so einfach, doch wir fangen nicht damit an.

Ich hör‘ davon fast täglich, doch kann ich’s nicht versteh’n
warum Menschen auseinander und nicht zusammen geh’n.
Als wär’n wir alle Einzelkämpfer, doch das ist nicht der Sinn,
sind wir doch für was anderes bestimmt:

Für das Leben, in dem kein Krieg die Menschen trennt,
lass uns leben, so dass jede Fessel fällt.
Mit seiner Botschaft von der Liebe zieh’n wir gemeinsam in den Frieden für ein Leben
in seiner neuen Welt, in seiner neuen Welt.

Mit seiner Botschaft von der Liebe zieh’n wir gemeinsam in den Frieden für ein Leben
in seiner neuen Welt, für ein Leben in seiner neuen Welt.

Text und Musik: Mariele Mester, Laurenz Hintz, Jonathan Capellán Matos
aus "Komm, wir sing’n für den Frieden, 8 Friedensorte – 8 Friedenslieder"
www.friedensorte.de