16.11.24 – Starke Begegnung
DEN HOLZWEG VERLASSEN - Ein Impuls von Markus Jäckle
Bibelvers
Apostelgeschichte 9, 11
„Siehe, er betet!“
Impuls
Da ist einer vom Saulus zum Paulus geworden, sagen wir, wenn ein Mensch sich komplett verändert hat und auf einmal eine Haltung an den Tag legt, die diametral allem gegenübersteht, was er bisher vertreten hat. So dass er sich in seinem Reden, Handeln und Tun völlig anders zeigt als zuvor. Diese Redewendung geht auf den Apostel Paulus zurück. Er war ein fanatischer Verfolger der Christen, bevor er zum glühenden Bekenner des christlichen Glaubens wurde und diesen im ganzen Mittelmeerraum verbreitete. Auslöser ist eine Vision. Die ihn so erschüttert, dass er nicht mehr klar sehen, ja gar nichts mehr sehen kann. Er zieht sich zurück. Sucht Hilfe. Im Gebet. Beten heißt: Innehalten. Wahrnehmen. Nachdenken. Zusammen mit Gott bedenken, was ich erlebt und erfahren habe. Überdenken, was ich gesagt, was ich getan habe. Oder auch gerade nicht. Beten heißt, mein Leben und die Welt zusammen mit Gott wahrnehmen. Und dabei vielleicht erkennen, dass mich der Weg, auf dem ich bisher gegangen bin, in eine Einbahnstraße geführt hat. Weil ich regelrecht blind war vor Wut und Hass. So wie Paulus. Er hat erkannt, wie sehr er auf dem Holzweg war. Und alles hat sich geändert. Seine Haltung. Sein Reden und Tun. Sein ganzes Leben. Er gewinnt Menschen für seinen neuen Glauben, gründet Gemeinden und schreibt Ihnen Gottes Gnade und Liebe und Frieden ins Herz.
Friede fängt im Kleinen an. Und beginnt immer bei uns selbst. Ein erster Schritt dazu ist das Gebet: Im Innehalten, im Wahrnehmen, im Überdenken. Des eigenen Lebens und der Welt. Zusammen mit Gott. Um klar zu sehen, was verändert werden muss.
Aktionsvorschlag
Welche Veränderungen stehen bei Ihnen an? Nehmen Sie sich Zeit, gemeinsam mit Gott, im Gebet auf Ihr eigenes Leben zu schauen. Machen Sie sich aus dieser stärkenden Begegnung auf den Weg, gehen Sie kleine Schritte zum Frieden!
Ein Impuls von:
Markus Jäckle
Oberkirchenrat / Evangelische Kirche der Pfalz
Die Andacht des heutigen Tages
Begrüßung
Schalom – Friede – Salam: In Gottes Namen sind wir zusammen.
Wir halten inne.
Wir schauen auf das, was uns sorgt.
Wir schauen auf das, was wir hoffen.
Wir schauen auf Gott.
Psalm 85,9-14
Wir beten mit Worten des 85. Psalms
Ich will hören, was Gott zu sagen hat.
Der Herr redet vom Frieden.
Er verspricht ihn seinem Volk und seinen Frommen.
Doch sie sollen nicht mehr zurückkehren
zu den Dummheiten der Vergangenheit!
Ja, seine Hilfe ist denen nahe, die zu ihm gehören.
Dann wohnt seine Herrlichkeit wieder in unserem Land:
Güte und Treue finden zueinander.
Gerechtigkeit und Frieden küssen sich.
Treue wächst aus der Erde empor.
Gerechtigkeit scheint vom Himmel herab.
Auch schenkt uns der Herr viel Gutes,
und unser Land gibt seinen Ertrag dazu.
Gerechtigkeit zieht vor ihm her
und bestimmt die Richtung seiner Schritte.
Amen
Lied „Erzähl mir vom Frieden"
1. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Sorgen um den Frieden.
Unsre Worte und Ideen
sind lebendig und verschieden.
Wenn wir singen und erzählen,
wird die Hoffnung uns nicht fehlen.
2. Wir sind hier und bringen mit:
Unsre Lieder und Geschichten,
Klang und Stille im Gebet,
das Bedrängende wird sich lichten.
Wenn wir unsre Träume teilen,
können tiefe Risse heilen.
Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin,
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664
Lesung
aus Apostelgeschichte 9
In Damaskus lebte ein Jünger namens Hananias. Dem erschien der Herr und sagte zu ihm: »Hananias!« Hananias antwortete: »Hier bin ich, Herr!« Der Herr sagte: »Steh auf und geh in die Gerade Straße. Dort sollst du im Haus von Judas nach Saulus aus Tarsus fragen. Er ist dort und betet. In einer Erscheinung hat er einen Mann namens Hananias gesehen. Der kam zu ihm und legte ihm die Hände auf, damit er wieder sehen konnte.«
Hananias antwortete: »Herr, ich habe schon viel von diesem Mann gehört. Er hat deinen Heiligen in Jerusalem viel Böses angetan. Und jetzt ist er mit einer Vollmacht von den führenden Priestern hierhergekommen. Er will alle festnehmen, die deinen Namen anrufen.«
Aber der Herr sagte zu ihm: »Geh nur hin! Denn gerade ihn habe ich mir als Werkzeug gewählt. Er soll meinen Namen bekannt machen – vor den Völkern und ihren Königen wie auch vor dem Volk Israel. Ich werde ihm zeigen, wie viel er leiden muss, weil er sich zu mir bekennt.«
Da machte sich Hananias auf den Weg und ging in das Haus. Er legte Saulus die Hände auf und sagte: »Saul, mein Bruder, der Herr hat mich gesandt – Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist. Du sollst wieder sehen können und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden.«
Gedanken
Starke Begegnung
Sprachlos. Ohnmächtig. Wütend. Traurig. Frustriert. Hilflos. So fühlen sich viele angesichts der aktuellen Eskalation der Gewalt weltweit. Auch ich. Gibt es da noch etwas vom Frieden zu erzählen? Eigentlich nicht. Oder doch! Bei einem Online-Seminar begegnen mir Rotem und Osama. Sie sind als Vertreter ihrer Nichtregierungsorganisation „Combatants for Peace“ (Kämpfer für den Frieden) in Deutschland unterwegs. Der Israeli Rotem berichtet, wie er als Soldat bei einem Einsatz gegen Palästinenser dabei war. Wie er sich danach gefragt hat: wer sind diese Menschen? Was weiß ich eigentlich über sie? Und wie er später zu dem Entschluss kam, nicht mehr in der Armee zu kämpfen sondern sich für Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern einzusetzen. Der Palästinenser Osama erzählt, wie er das erste Mal einen Israeli persönlich trifft, der kein Soldat ist. Da war er bereits 30 Jahre alt. Beide sagen: Die Distanz ist das Problem. Wir Israelis und Palästinenser kennen uns nicht. Wir wissen wenig voneinander. Die Besatzung hat uns segregiert. Gefragt, was es braucht, um die Feindseligkeit abzubauen, sagen beide: Auf den anderen zugehen, zuhören, versuchen zu verstehen. Wie unfassbar stark, dass die beiden dies mitten im Krieg tun.
So macht es auch Hananias als er Saulus die Hände auflegt. Er spricht Saulus mit Bruder an. Saulus, den Feind, der so viele Christen verfolgt und ermordet hat. Sicher steckt hinter der Begegnung zwischen Hananias und Saulus ein längerer Prozess des Kennenlernens. Und ich frage mich: was gibt Hananias die Kraft dazu? Was ist passiert, dass Rotem und Osama die jeweils andere Seite kennenlernen wollten? Die Apostelgeschichte antwortet: Gott geht mit, sein Heiliger Geist hat Saulus erfüllt und Hananias begleitet.
(Psychologin Dr. Judith Dirk aus Aalen)
Lied „Erzähl mir vom Frieden"
3. Wir sind hier und bringen mit:
Mut für Widerstand und Vertrauen,
dass wir mit Gottes Geist und Geduld
immer wieder Brücken bauen,
zu Gewalt und Krieg nicht schweigen,
sondern andre Wege zeigen.
Text: Susanne Brandt © Rechte bei der Autorin
Melodie: Liebster Jesus (EG161), Johann Rudolf Ahle, 1664
Gebet
Aus deinem Frieden leben wir, Gott.
Lass uns das nicht vergessen in unfriedlichen Zeiten.
Wir bitten für alle,
deren Leben in Frieden bedroht ist durch Krieg und Gewalt.
Wir sehnen uns nach gerechtem Frieden in der Welt.
Lass uns einander erzählen vom Frieden,
öffne unsere Ohren zum Hören
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
In der Stille beten wir…
Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Lied "Bewahre uns, Gott"
Bewahre uns, Gott,
behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.
Text: Bewahre uns, Gott EG 171,
Melodie: Anders Ruuth, Text: Eugen Eckert, Strube Verlag, 1985
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Lied: "Singt für den Frieden"

Singt für den Frieden
Singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Alle Nationen, singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Steht Seite an Seite und singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Alle Nationen, kommt, singt für den Frieden. Singt für den Frieden ein Lied.
Steht Seite an Seite und singt für den Frieden. Singt für den Frieden ein Lied.
Singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Mütter und Väter, singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Reicht Euch die Hände und singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Mütter und Väter, kommt, singt für den Frieden. Singt für den Frieden ein Lied.
Steht Seite an Seite und singt für den Frieden. Singt für den Frieden ein Lied.
Singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Söhne und Töchter, singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Seht Euch in die Augen und singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Söhne und Töchter, kommt singt für den Frieden. Singt für den Frieden ein Lied.
Seht Euch in die Augen und singt für den Frieden. Singt für den Frieden ein Lied.
Singt für den Frieden. Singt für den Frieden.
Text und Musik: Eva-Maria Beck (https://evibeck.de)
Wir weigern uns Feinde zu sein - Irene Butter nach dem Angriff der Hamas auf Israel
Irene Butter hat den Holocaust überlebt. Sie hat allen Grund zu Misstrauen. Sie weiß, was Feindschaft ist. Dennoch setzt sie sich für Versöhnung ein. Seit Jahrzehnten auch für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern. Daran hält sie auch nach dem 7. Oktober 2023 fest und macht sich damit auch unter JüdInnen und PalästinenserInnen nicht nur Freunde… In diesem Podcast hören Sie einen Radiobeitrag von Caroline Schmidt, die für den NDR mit Irene Butter gesprochen hat.
Der Originalbeitrag ist erschienen im NDR am 23.10.2023 unter dem Titel „Irene Butter zu Nahost-Konflikt: Wir weigern uns, Feinde zu sein“. Online im Internet unter:
Irene Butters Geschichte ist zu hören im Podcast „Zeitkapsel - Irene, wie hast du den Holocaust überlebt?“, Online im Internet unter: https://www.ardaudiothek.de/sendung/zeitkapsel-irene-wie-hast-du-den-holocaust-ueberlebt/10383879/